Krach um Pranger für Pädophile im Internet
Die Macher der ominösen Website, auf der Personen des Kindsmissbrauchs bezichtigt werden, greifen wieder an. Jetzt hat ein Beschuldigter Strafanzeige eingereicht.
«Kinderhändler, Kinderschänder, Ausbeuter!» Mit Kraftausdrücken aus dem Kriminalvokabular halten sich die anonymen Betreiber der Website nicht zurück. Personen, die beruflich mit Jugendlichen zu tun haben, werden mit Namen und Adresse an den Pranger gestellt und öffentlich der geächteten Taten beschuldigt. Beweise werden indes keine vorgebracht.
Das ist nicht der erste Coup der klandestinen Online-Bürgerwehr: Schon letztes Jahr sorgte diese Homepage für Furore. Jetzt sind die selbsternannten Kinderschützer wieder aktiv. «Wir wissen, wer dahintersteckt», ist A.A.* überzeugt. Der Familienberater steht selber im Fadenkreuz der Saubermänner: «Gehört eher ins Gefängnis oder eine geschlossene Anstalt verwahrt», steht als Forderung bei seinem Namen.
Jetzt hat er Strafanzeige eingereicht. «Seit zwei Jahren muss ich mich gegen die Vorwürfe verteidigen. Jetzt reicht es.» Bei übler Nachrede müssen die Urheber mit einer Geldbusse rechnen. «Bei einer Verurteilung wegen Verleumdung ist sogar eine Freiheitsstrafe denkbar», sagt Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch.
Reza Rafi
*Name der Red. bekannt.