«Schweiz war kein Land der Täter»
Ein US-Historiker lobt das Verhalten der Schweiz im 2. Weltkrieg und greift die Bergier-Kommission an. Deren Thesen seien «anbiedernd», empört sich ein Kommissionsmitglied.
Die Schweiz war das einzige Land Europas, «das bereit war, dem deutschen Koloss – selbst unter der Gefahr einer voraussichtlichen Niederlage – mit seiner ganzen Stärke entgegenzutreten». Das sagt der amerikanische Historiker Herbert R. Reginbogin in seinem neusten Buch. Er gibt der Eidgenossenschaft Bestnoten.
Den Amerikanern hingegen hält er den Spiegel vor: «Als die USA noch neutral waren, bestanden sie auf ihrem Recht, mit Nazideutschland Handel zu treiben. Sobald sie sich aber selbst im Krieg befanden, versuchten sie, allen anderen neutralen Nationen dieses Recht abzusprechen.»
Mit dem Befund, dass die Schweiz ihre Neutralität am konsequentesten verteidigt hat, stellt sich Reginbogin quer zur Bergier-Kommission, die in 5-jähriger Arbeit die Rolle der Schweiz im 2. Weltkrieg aufarbeitete. Sie kam zum Schluss, dass die Schweiz durch ihren Handel mit Nazideutschland und die rigiden Grenzabschottungen eine Mitschuld am Elend der jüdischen Flüchtlinge hatte.
«Die Schweiz war kein Land der Täter, wie die Bergier-Kommission behauptet», hält Reginbogin entgegen. «Reginbogin verbreitet Unsinn», sagt Historiker Georg Kreis vom Exekutivausschuss der Kommission, «man kann ein Land nicht pauschal von der Täterschaft entlasten, wie auch wir das Land nie pauschal belastet haben.» Auch die «anbiedernde These» von der militärischen Stärke der Schweiz sei falsch.
(raf)