Ungereimtheiten um Minarett-Lautsprecher

Aktualisiert

Wirbel um Minarett-LautsprecherUngereimtheiten um Minarett-Lautsprecher

Die Minarett-Lautsprecher im deutschen Rheinfelden haben viel Staub aufgewirbelt. Die türkisch-islamische Gemeinde spricht von einem unwissenden «Einzeltäter» - und verstrickt sich in Widersprüche. Zur Klärung trägt sie wenig bei.

von
meg

Drei Lautsprecher hängen am Minarett in Rheinfelden DE in einem Industriegebiet. Die 30-Watt-Dinger sind in einem Umkreis von 50 Meter hörbar. Wer sich nicht ins Industriegebiet verirrt oder zum Gebet anreist, nimmt den Muezzin ab Band nicht wahr. Doch der Lärm, den sie verursachen, ist längst bis in die Schweiz zu hören.

Die Einzeltäter-Variante

Über Jahre hinweg gab es keinerlei Probleme. Wie ist es jetzt zu diesem Vertragsbruch gekommen? «Die Idee stammt von einem Mitglied unseres Vorstandes, das geglaubt hat, dass es nicht verboten ist, Lautsprecher anzubringen», sagte Gemeindemitglied und Sprecher Ahmet Cinar der «Badischen Zeitung». Und weiter: «Eine Debatte darüber gab es im Vorstand aber nicht.»

Ein Alleingang eines unwissenden Vereinsmitglieds also, wie dies auch der Vorsitzende des christlich-islamischen Vereins in Rheinfelden, Werner Ross, vermutete?

Die Ungereimtheit

Cinar widerlegt diese Vermutung noch im gleichen Interview: «Die Absicht war, die Lautsprecher zu installieren und auszuprobieren und anschliessend eine Genehmigung einzuholen. Das hätten wir nach Ramadan gemacht.» Der Vorstand wusste also von der technischen Errungenschaft. Zumal die Lautsprecher seit drei Wochen am Gebetsturm montiert sind.

20 Minuten Online erreicht Ahmet Cinar nach Feierabend, um die offenen Fragen in dem missverständlichen Interview zu klären. Doch Cinar wollte auf die Frage nach der ungereimten «Einzeltäter»-Variante gar nicht erst eingehen. Er sagte lediglich: «Die Sache ist für uns vom Tisch. Wir werden auch kein Gesuch einreichen.» Die Lautsprecher-Frage scheint damit auch für die Zukunft geklärt. Es wird sie laut Cinar nicht geben. Doch es bleibt der Verdacht, dass der Vorstand der Gemeinde in dem abgelegenen Industriegebiet die schwachen Lautstärker einfach einmal aufgehängt hat – und damit erst den Wirbel auslöste. Dass sie damit ihren Gegnern in Rheinfelden in die Hände spielt, ärgert Ross. Ebenso, dass sie Futter für ihre Gegner in der Schweiz liefert.

«Imageschädigend»

Hisham Maizar, Präsident der Föderation islamischer Dachorganisationen in der Schweiz sagt auf Anfrage: «Der Verein hat sich über geltendes Recht und einen Vertrag hinweggesetzt. Dieses Vorgehen verurteilen wir.» Die Aktion sei nicht nur unüberlegt, sondern auch sehr imageschädigend.

Gegenüber der «Badischen Zeitung» sagte Cinar zur Geschichte: «In diesem Fall hat die Kommunikation nicht funktioniert, das ist sehr bedauerlich und unnötig.» Mindestens in diesem Punkt gibt es bei der Gemeinde nach wie vor Nachholbedarf.

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