Frauen wollen ewiges Problem endlich gelöst

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LohngleichheitFrauen wollen ewiges Problem endlich gelöst

Männer verdienen in der Schweiz für die gleiche Arbeit 18,4 Prozent mehr als Frauen. Diese wollen das nicht mehr länger hinnehmen. Sie kämpfen für die Gleichstellung, die es laut Gesetz längst geben müsste.

Eine Serviertochter in Zürich: Im Schnitt verdienen Frauen in der Schweiz für die selbe Arbeit 18,4 Prozent weniger als Männer.

Eine Serviertochter in Zürich: Im Schnitt verdienen Frauen in der Schweiz für die selbe Arbeit 18,4 Prozent weniger als Männer.

Ein Bündnis von Frauen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften will mit der Lohngleichheit vorwärts machen. Frauen verdienen für die gleiche Arbeit noch immer durchschnittlich 18,4 Prozent weniger als Männer. Damit werden gesetzliche Vorschriften verletzt.

«Es bleibt die Tatsache, dass Frauen bereits zu Beginn der Karriere weniger verdienen als die Männer und sich diese Differenz bis auf 30 Prozent erhöht, wenn Frauen in Kaderstellen tätig sind», sagte Ursula Haller, Nationalrätin (BDP/BE) und Mitglied von Business and Professional Women (BPW) am Montag in Bern. Frauen seien nur mit drei Prozent in Verwaltungsräten und mit sieben Prozent in den Chefetagen vertreten.

Offener Brief an Parlamentarier

Die Frauen von BPW haben den 7. März zum Equal Pay Day, dem Tag der Lohngleichheit, in der Schweiz ausgerufen. Nach ihrer Rechnung müssen Frauen - bei 18,4 Prozent weniger Lohn - bis zum 7. März arbeiten, um für gleichwertige Arbeit denselben Lohn zu erhalten, den die Männer schon am 31. Dezember des Vorjahres bekamen.

Zudem wollen Gewerkschaftsfrauen anlässlich des Frauentags am 8. März mit einem offenem Brief die Parlamentarierinnen und Parlamentarier auffordern, ihren Beitrag zur Durchsetzung der Lohngleichheit zu leisten.

Zu der neuen Frauenallianz zählen neben BPW die Frauenkommission des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), die BDP, die CVP- Frauen sowie die FDP-Frauen und die SP-Frauen.

Aufruf an Unternehmen

Das Bündnis fordert die Unternehmen auf, dem noch bis 2014 laufenden freiwilligen Lohngleichstellungsdialog beizutreten und ihre Löhne überprüfen zu lassen. Bisher beteiligten sich nur 20 Unternehmen.

Die SBB etwa will keine Form von Diskriminierung tolerieren und führte im letzten Jahr ein neues System ein, mit dem der Lohn geschlechtsneutral für die Funktion festgelegt wird, wie Markus Jordi von der Konzernleitung sagte.

«Die Frauen haben genug davon, immer noch weniger zu verdienen als die Männer - und dies im Alter auch noch mit tieferen Renten zu büssen», sagte Nationalrätin Franziska Teuscher (Grüne/BE) und Co- Präsidentin der SGB-Frauenkommission.

Die Unternehmen seien gefordert, bis 2014 bei den Löhnen im Rahmen des Lohngleichheitsdialogs Diskriminierungen zu beseitigen. Andernfalls müssten die Gesetze verschärft werden.

Seit 15 Jahren verboten

Nationalrätin Marina Carobbio (SP/TI) und Vizepräsidentin der SP Schweiz wies darauf hin, dass die Gleichstellung seit 31 in der Verfassung verankert und die Lohndiskriminierung seit 15 Jahren gesetzlich verboten ist.

Zwischen 1998 und 2006 habe sich der Unterschied nur um 0,5 Prozent verringert. Bei diesem Tempo werde die Lohngleichheit erst in 91 Jahren erreicht, sagte Carobbio.

Für den Fall, dass sich der Lohngleicheitsdialog nicht bewährt, wollen sich die SP-Frauen für verschiedene Forderung stark machen. Dazu zählt eine Behörde, die ein Klagerecht hat und die gesetzlich vorgeschriebene Lohngleichheit durchsetzen kann, wie Carobbio sagte.

Ferner brauche es eine Verpflichtung zur Offenlegung der betriebsinternen Lohnstruktur, wie das bereits in Österreich besteht. Und die Lohnkontrollen im Rahmen der flankierenden Massnahmen müssten auf die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern ausgedehnt werden. (sda)

EU-Kommission liebäugelt mit Frauenquote in Unternehmen

Europa rückt einen Schritt näher an eine verpflichtende Frauenquote für Unternehmen. EU-Grundrechtekommissarin Viviane Reding könnte noch in diesem Sommer Gesetzesvorschläge für eine europaweite Vorgabe für die Führungsgremien von Konzernen machen.

Derzeit sei nur eines von sieben Vorstandsmitgliedern bei führenden europäischen Unternehmen weiblich, teilte die Kommission am Montag in Brüssel mit. Seit 2010 habe ihr Anteil zwar zugenommen, dennoch würde es bei dieser Geschwindigkeit vier Jahrzehnte dauern, bis ein ungefährer Gleichstand der Geschlechter erreicht wäre.

«Ich bin kein Fan von Quoten. Aber ich mag die Ergebnisse, die Quoten bringen», sagte Reding in einem Interview. Mit freiwilligen Lösungen würden häufig keine grossen Fortschritte erzielt. «In zwei Dritteln der Mitgliedsländer sehen wir nur Stillstand, das ist völlig ungenügend, ja, lächerlich.»

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