Provider leiten Kinderporno-User an Polizei weiter
Jetzt handeln die Schweizer Provider: Insgesamt sperren sie den Zugang zu 1200 Websites, die kinderpornografische Inhalte anbieten. Und um entsprechende Internet-User abzuschrecken, werden diese auf eine Seite des Bundesamtes für Polizei weitergeleitet.
Die Swisscom-Tochter Bluewin beginnt in zwei Wochen damit, Kinderporno-Seiten zu sperren. Fünfzig weitere schweizerische Provider folgen bis zum Frühling, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Damit erreicht die Aktion 80 Prozent aller Schweizer Internet-Nutzer. Die zu sperrenden Websites werden von Fedpol festgelegt und laufend ergänzt. Die Liste ist geheim. Die Internetanbieter müssen sich vertraglich verpflichten, sie weder zu veröffentlichen oder weiterzuverkaufen.
Das Vorgehen ist einfach: Die Provider sperren die Kinderporno-Sites und wenn ein User eine dieser Seiten aufrufen will, wird er direkt dorthin umgeleitet, wohin er am wenigstens will: Auf eine Seite von Fedpol, die eine Mahnung der Behörden anzeigt. Die Aktion wurde im vergangenen Juli von Martin Boess, Geschäftsleiter der Fachstelle für Kriminalprävention und dem Kinderschutz angeregt. Boess freut sich gegenüber der «SonntagsZeitung», dass so viele Provider mitmachen: «Das sind viel mehr, als wir erwartet haben.» Die Blockade richtet sich gegen ausländische, kommerzielle Anbieter, denn «der klassische Weg über die Strafverfolgung und internationale Rechtshilfe ist oft aussichtslos». In Schweden, wo eine ähnliche Sperraktion läuft, haben die Zugriffe auf einschlägige Seiten bereits massiv abgenommen. Die Zahl der täglichen Zugriffe fiel von anfänglich rund 8000 nach einigen Monaten auf 300.
Kritik an der Aktion kommt von nicht teilnehmenden Providern. Sie berufen sich wie üblich in solchen Fällen darauf, dass man keine Zensur betreiben wolle. Einige plagt auch die Angst vor Kundenschwund. Ein Winterthurer Provider führt an, dass es nicht die Aufgabe von Schweizer Providern sei, Kinderpornografie in Ländern wie Russland zu bekämpfen.