Männer an die Wandtafel
Christoph Mörgeli kritisiert in einem Interview die Feminisierung der Schweizer Schulen und fordert mehr männliche Vorbilder. Damit rennt er offene Türen ein: Die Pädagogischen Hochschulen haben längst Strategien entwickelt, mit denen sie junge Männer für den Lehrberuf gewinnen wollen.
«Die starke Feminisierung der Schule benachteiligt die Buben und senkt das Sozialprestige des Lehrberufes», sagt SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli in einem Interview mit «News». Doch das ist nichts Neues. Fachleute haben dieses Problem längst erkannt. «Buben brauchen an den Schulen männliche Vorbilder. Das sehen alle so», weiss Beat W. Zemp, Zentralpräsident des Dachverbands Schweiz Lehrerinnen und Lehrer LCH. An den Pädagogischen Hochschulen wolle man daher mit gezielten Kampagnen das Problem lösen. «Die Laufbahnperspektiven im Lehrberuf müssen verbessert werden. Das zieht Männer eher an», meint Zemp.
Mehr Weiterbildung und Laufbahnorientierungen
Diese Ansicht teilt auch Sabina Larcher, Prorektorin für Weiterbildung und Forschung an der Pädagogischen Hochschule Zürich PHZH. «Viele jungen Männer wollen nicht Lehrer werden, weil sie diesen Beruf als Sackgasse empfinden. Sie sehen keine Entwicklungsmöglichkeiten - das ist übrigens bei den Frauen nicht anders», weiss Larcher. Die PHZH bietet daher neben der Grundausbildung auch gezielt Weiterbildungen und Laufbahnorientierungen an.
Zudem können Absolventen der PHZH ihre Kompetenzen im Lebenslauf belegen. «Module der Aus- und Weiterbildung werden nach ECTS-Punkten ausgewiesen. Der Zugang zu anderen Hochschulen – und damit Mobilität – wird so möglich. Das machen wir im Kontext der Bologna-Reform», erklärt Sabina Larcher, «Kompetenzen, die im Laufe der Lehreraus- und weiterbildung erworben wurden, können so auch in anderen Berufsfeldern genutzt werden.»
Attraktivere Anstellungsbedingungen, mehr Lohn
An der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) will man auch bei den Karrieremöglichkeiten ansetzen. «Wir brauchen eine anschlussfähige Ausbildung mit Aufstiegsmöglichkeiten für alle drei Volksschulstufen. Das macht den Lehrerberuf auf allen Stufen attraktiv, auch für Männer», ist Kathrin Krammer, Leiterin Studiengang Kindergarten/Unterstufe der PHZ Luzern, überzeugt. Die Anstellungsbedingungen müssten ebenfalls attraktiver werden, denn «in typischen Frauenberufen werden die Löhne tiefer und hier muss Gegensteuer gegeben werden. Wir fordern deshalb, dass die Lohnverhältnisse auf allen Volksschulstufen gleich sind.»
Ein weiterer Aspekt, der nach Meinung von Kathrin Krammer den Lehrerberuf für Männer attraktiver machen würde, ist das Arbeitspensum. «Heute werden vor allem auf der Primarschulstufe häufig Teilzeitstellen angeboten. Es sollte jedoch auf allen Stufen die Möglichkeit für Voll- oder Teilzeitarbeit bestehen.»
Master statt Bachelor
In Zürich wie in der Zentralschweiz ist man sich einig, dass das Niveau des Schulabschlusses erhöht werden muss. «Bisher ist bei uns für Primarschul-Lehrkräfte ein Bachelor-Abschluss möglich», hält Sabina Larcher fest. «Es ist unser Ziel, auch für angehende Primarlehrerinnen und Primarlehrer einen Master-Abschluss für den Lehrberuf zu erwirken. Auf Sekundarstufe I ist dies in Zürich bereits möglich.» In Luzern gibt es laut Kathrin Krammer bereits einen Masterabschluss für die Sekundarstufe und in Schulischer Heilpädagogik, «unser langfristiges Ziel ist jedoch, dass die Ausbildung für alle Volksschulstufen mit einem Master abgeschlossen wird.»
Tina Fassbind, 20minuten.ch