Polterabend-Gesellschaft von Bande brutal angegriffen
Es sollte der fröhliche Abschluss eines Junggesellenlebens werden. Doch der Polterabend in Baden AG wird der 45-köpfigen Gesellschaft in ganz anderer Erinnerung bleiben.
Der Polterabend ging seinem späten Höhepunkt entgegen, als sich die Gruppe von 45 Personen in der Nacht vom Freitag auf den Samstag zum Club LWB (Löschwasserbecken) in Baden begibt. Es wird viel gelacht, die Stimmung ist ausgelassen, man freut sich auf den nächsten «Akt». Doch dann geschieht, was die Gruppe nie mehr vergessen wird.
«Sie hatten offensichtlich Spass»
Vor dem LWB wird die Gruppe plötzlich von einer handvoll Männer angerempelt. «Sie wollten nicht in den Club. Sie hatten ganz offensichtlich einfach Spass daran, sich vor anderen zu profilieren», schildert Christian Zbinden, Organisator des Polterabends, gegenüber 20minuten.ch die Ereignisse vor dem Club. Es folgte eine verbale Auseinandersetzung mit den «Anfangszwanzigern». «Ohne Vorwarnung knallte einer der Männer einem von uns die Faust ins Gesicht», erinnert sich Zbinden. Noch ehe die Polterabend-Gesellschaft realisierte, was passierte, waren die Täter bereits verschwunden.
Nach dem ersten Schock beschloss Zbinden, die Party an einem anderen Ort fortzuführen, «um dem Ganzen aus dem Weg zu gehen». Also machte sich die Delegation Grüppchenweise auf den Weg, um in der rund 300 Meter entfernten Bar «Times» weiterzufeiern. Der Vorfall war da schon fast wieder vergessen. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse.
Mit Flaschen und Holzpfahl auf die Helfer los
Die Provokateure, die vor dem LWB die erste Auseinandersetzung provozierten, hatten offenbar noch nicht genug. Sie lauerten der Polterabend-Gruppe in einer dunklen Seitengasse auf. Als sich ein kleines Grüppchen des Junggesellenabends näherte, schlugen sie erbarmungslos zu. Den Ersten der Gruppe, mit 1,85 Meter Körpergrösse und 90 Kilo ein Modellathlet, strecken die Angreifer regelrecht nieder. Sie schlagen ihm eine Champagnerflasche über den Kopf und machen ihn so kampfunfähig. Als er auf dem Boden liegt, wird er mit weiteren Tritten malträtiert. Den herbeieilenden Kollegen wird die angebrochene Flasche entgegengeworfen. Einer der Junggesellendelegation erleidet daraufhin eine Augenverletzung. Die rund 10 Angreifer schlagen weiter unvermittelt zu. Einen nach dem anderen der herbeieilenden Kollegen verprügeln sie gnadenlos. «Wir hatten keine Chance», sagt Zbinden fassungslos. Immerhin kann er sich noch an die Vorgänge erinnern. Sein Kollege, der Modellathlet, weiss davon nichts mehr. Doch der traurige Höhepunkt sollte noch folgen.
Nasenbein fast ins Gehirn gerammt
Als ein ganz zum Schluss herbeigeilter Kollege helfen will, zücken die Angreifer plötzlich einen Holzpfahl und hauen ihm diesen mit voller Wucht ins Gesicht. Der Mann sackt zusammen. Die Angreifer verschwinden nach dieser Attacke in der Nacht. Zbinden und seine Kollegen rufen sofort den Krankenwagen und die Polizei. Acht ihrer Freunde wurden bei dem Überfall verletzt. Die diversen Blutergüsse waren noch die harmlosesten Verletzungen. Einer der Kollegen erlitt insgesamt 6 Platzwunden, ein anderer musste seine Wunde am Kopf mit 14 Stichen nähen lassen, und Glassplitter verletzten die Netzhaut eines Kollegen. Am schlimmsten erwischte es den letzten Helfer. Er erlitt mehrere Nasen- und Jochbeinbrüche. Wie oft die Angreifer auf ihn eingeschlagen haben, weiss niemand. Aber für die Ärzte war laut Zbinden schnell klar: «Hätte er noch einen weiteren Schlag ins Gesicht abbekommen, es hätte tödlich enden können.» Sein Nasenbein wurde ihm fast bis ins Gehirn gerammt. Heute wird er operiert. Zbinden sagt: «Wir wünschen ihm alles Gute. Hoffentlich hat er keine bleibenden Schäden.»
Tag der Verarbeitung
Die Junggesellendelegation traf sich am nächsten Tag wieder. «Wir wollten den Vorfall verarbeiten und gingen zum Go-Kart-fahren und danach für eine Nacht in den Schwarzwald.» Der Polterabend sollte damit auch für den angehenden Bräutigam noch einen lustigen Abschluss finden. Für Zbinden und seine Kollegen ist aber klar: «Diesen Vorfall werden wir nie vergessen.»
Leise Enttäuschung über Polizeieinsatz
Überrascht war die Polterabend-Gesellschaft auch über die Aussagen der Polizei. Diese habe sich gegenüber Zbinden dahingehend geäussert, dass solche Schlägereien in Baden mittlerweile zur Routine geworden seien. Leicht enttäuscht zeigte sich Zbinden zudem über den Polizeieinsatz. Obwohl er es verstehe, dass gewisse Modalitäten eingehalten werden müssten, sei ihm trotzdem nicht ganz klar, warum die Polizei erst nach einer Stunde eine Fahndung eingeleitet habe.
Marius Egger, 20minuten.ch
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