DoppelbesteuerungsabkommenBye-bye graue Liste
Die Schweiz ist nicht mehr auf der grauen Liste der Steueroasen. Doch schon bald könnte das Theater wieder von vorne beginnen.
Mit den zwei neuen Doppelbesteuerungsabkommen (USA und Katar) hat die Schweiz die Forderung nach zwölf neuen Verträgen erfüllt und ist somit auf der weissen Liste. OECD-Generalsekretär Angel Gurría hat bereits gratuliert.
Sind wir nun keine Steueroase mehr?
Nein, die Steuern sind weiterhin tiefer als im Ausland. «Wir sind jetzt aber kein Steuer- fluchtparadies mehr», sagt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht der Uni Bern.
Was bedeutet das für das Bankgeheimnis?
Die Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und -hinterziehung ist vorbei. Künftig gibts in beiden Fällen Amtshilfe.
Was nützt es dann noch?
Im Inland gilt es weiterhin. Kunz: «Ausländer bringen ihr Geld beispielsweise wegen der Stabilität zu uns und um es vor Verstaatlichung zu schützen.»
Wurden wir über den Tisch gezogen?
Es ging nie um Gerechtigkeit, sondern um Machtpolitik. Länder wie die USA wollten ihr Steuersubstrat sichern und den Finanzplatz Schweiz schwächen. Deren Steueroasen, z.B. Delaware (USA) oder die Kanalinsel Jersey, florieren weiter. «Die Schweiz hatte keine Alternative. Als Kleinstaat haben wir keine Erpressungsmöglichkeiten», erklärt Kunz.
Die Schweiz auf der weissen Liste: Sind wir aus dem Schneider?
Vorerst ja. Der Druck aus der EU wird aber wieder zunehmen. Kunz: «In zwei, drei Jahren wird die EU den automatischen Informationsaustausch fordern, wie er unter den Mitgliedsländern gilt. Wir sollten uns Gegenmassnahmen überlegen, wie etwa eine Quellensteuer auf ausländische Vermögen.»