Fahrplan-Chaos bei den SBB

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Verbindungen Schweiz - ItalienFahrplan-Chaos bei den SBB

Das Italien-Debakel nimmt für die SBB kein Ende: Fehlerhafte Angaben im neuen Fahrplan leiten Passagiere über abstruse Verbindungen via Österreich oder Frankreich nach Italien.

Adrian Müller
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Adrian Müller

Am Samstag fährt der letzte Nachtzug von der Schweiz nach Italien. Die SBB begründen die Einstellung der «Treni Notte» unter anderem damit, dass es mittlerweile genügend schnelle Tagesverbindungen nach Mailand gibt. Von dort aus können die Passagiere auf die neuen italienischen Hochgeschwindigkeitszüge «Frecciarossa» umsteigen, welche die Bahnreisenden mit 300 Km/h weiter nach Rom, Turin oder Venedig bringen.

Bern-Rom via Frankreich

Wer seine Reise etwa in die «ewige Stadt» jedoch auf der SBB-Webseite buchen will, erlebt sein blaues Wunder. Der Fahrplan spuckt abstruse Verbindungen aus. Wer beispielsweise die Verbindungen für die Strecke Zürich-Rom am 14. Dezember um 7 Uhr sucht, sollte gemäss SBB-Fahrplan den ICN nach Sargans nehmen, dort mit dem Regio nach Buchs fahren und weiter auf den Regioexpress nach Feldkirch wechseln. Damit nicht genug: Von Feldkirch leitet einem das System mit dem Eurocity nach Innsbruck weiter, wo man schliesslich auf die Citynightline-Verbindung von Innsbruck nach Rom umsteigen sollte (siehe Abbildung.) Dauer der Zug-Odyssee nach Rom: 14 Stunden und 28 Minuten! Die normale Reisezeit würde mit dem neuen Fahrplan 7 Stunden und 36 Minuten betragen. Diese groteske Verbindung ist keine Einzelfall: Passagieren von Bern nach Rom schlägt der Buchungscomputer eine Reise via Lausanne und Dijon vor.

Es handelt sich dabei nicht einfach um einen Datenbankfehler: Den SBB fehlen wenige Tage vor dem Fahrplanwechsel die gesamten Fahrplan-Datensätze für die Verbindungen nach Italien (ausser für die Verbindung nach Mailand, welche die SBB in Eigenregie betreibt). «Grund dafür sind verspätete Datenlieferungen der italienischen Bahnen», erklärt SBB-Sprecher Reto Kormann die peinliche Panne. Pikant: Wenn ahnungslose Passagiere die fehlerhaften Verbindungen tatsächlich buchen, müssen sie nicht nur länger fahren, sondern zahlen auch einen höheren Preis als für die normale Route via Mailand.

Aktuelle Daten folgen erst nach Fahrplanwechsel

Die SBB selbst haben die irreführenden Fahrplanangaben gar nicht bemerkt. Erst aufgrund von Recherchen von 20 Minuten Online schalteten sie einen Hinweis zu fehlerhaften Angaben auf ihre Webseite. «Wir erhalten die neuen Fahrplandaten aus Italien am 16. Dezember», erklärt Kormann weiter. Sprich: Die Passagiere können sich erst drei Tage nach dem Fahrplanwechsel über die neuen Verbindungen informieren.

Die Datenpanne ist für die SBB besonders ärgerlich, da mit dem Fahrplanwechsel die Marke «Cisalpino» vom Markt verschwindet und die Verbindungen nach Italien teilweise unter SBB-Regie laufen. Damit sollten die Pleiten, Pech und Pannen auf den Italien-Verbindungen der Vergangenheit angehören. Nun tauchen die Probleme aber auf, bevor überhaupt je ein Zug gefahren ist.

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