Jugendgewalt: Eltern, Computer und Fernsehen schuld
Jugendliche erleben Zuhause zwar weniger Gewalt als noch vor acht Jahren. Dafür ist das Interesse der Eltern an ihren Kindern und ihr emotionales Engagement stark gesunken. Die Zürcher Kriminologen sehen darin einen Risikofaktor für die Jugendgewalt.
«Die Distanz zwischen den Eltern und ihren Kindern wird immer grösser», sagte Kriminologe Manuel Eisner. Die emotionale Bindung der Eltern an ihre Kinder habe aus Sicht der Jugendlichen stark abgenommen. «Kinder werden heute viel weniger in die Arme genommen, getröstet.» Dies treffe vor allem auf die Väter zu.
Der Kriminologe bezeichnete diese Tatsache als einen der Risikofaktoren für Jugendgewalt. Jugendliche erleben im familiären Kontext zwar weniger körperliche Gewalt und fühlen sich zuhause deshalb sicherer. Zusammen mit der fehlenden emotionalen Beziehung bedeute dies aber eine grössere Distanz zu den Eltern.
Rückgang der Sozialkompetenz
«Die Frage der Einbindung und Verantwortung der Eltern ist sehr zentral.» Gleichzeitig habe sich der Umgang der Jugendlichen mit Konflikten geändert. Der Kriminologe sprach von einem Rückgang der Sozialkompetenz. «Bei den Jugendlichen zeigt sich das Spiegelbild der politischen Entwicklung», so Eisner.
Einer der grössten Risikofaktoren für Jugendgewalt sei aber die starke Zunahme des Medienkonsums. «Jugendliche sitzen stundenlang vor dem Computer, surfen, chatten, machen Computerspiele.» Sie gehen weniger mit Freunden in den Ausgang, unternehmen kaum mehr etwas mit den Eltern, wie die Befragung zeigte.
15- bis 17-Jährige hätten immer weniger reale, soziale Kontakte. Die Studie sieht darin eine mögliche Erklärung für die abnehmende Sozialkompetenz der Jugendlichen im Umgang mit Konflikten. «Bei einem Jugendlichen, der bis 18 nicht straffällig wurde, ist das Risiko, es später zu werden, sehr klein», sagte Eisner. (sda)