Jugendliche schlagen immer brutaler zu
Alarmierende Gewaltstudie: Auf den Notfallstationen herrscht Hochbetrieb – nicht nur die Prügeleien unter Jugendlichen werden zahlreicher, auch die Verletzungen werden immer schlimmer.
Das berichtet «Sonntag» beruhend auf einer noch nicht veröffentlichten Studie des Berner Inselspitals. Dieses untersuchte während mehrerer Jahre 1200 jugendliche Opfer von Jugendgewalt, die auf der Notfallstation landeten. Im vergangenen Jahr wurden 60 Prozent mehr Gewaltopfer eingeliefert als noch im Jahr 2001.
Es ist die erste Studie, welche die Folgen der Jugendgewalt detailliert untersucht. Laut «Sonntag» zeigt das Papier, dass die jugendlichen Schläger immer brutaler Vorgehen. Und ihnen laut Studienleiter Aris Exadaktylos das Bewusstsein fehlt, dass Tritte und Schläge auf den Kopf und ins Gesicht lebensgefährlich sind. Besonders die Zahl der Kopfverletzungen ist Besorgnis erregend. Sie stieg innerhalb von sechs Jahren um 50 Prozent.
Die Zunahme von Verletzten schlägt sich auch finanziell nieder. Aufgrund der schwereren Verletzungen verdreifachte sich nicht nur die Behandlungsdauer. Auch die durchschnittlichen Behandlungskosten verzehnfachten sich auf 5000 Franken pro Fall.
Couchepin relativiert Studienaussagen
In einem Interview relativierte Bundesrat Pascal Couchepin die Aussagen der Studie. «Ich gehe nicht davon aus, dass die Leute immer gewalttätiger werden», sagte der Gesundheits- und Innenminister. Als er selber noch jung gewesen und in den 50-er und 60-er Jahren in den Ausgang gegangen sei, habe es auch Gewalt gegeben. Zum Beispiel habe jemand einem anderen eine Flasche Wein über den Kopf geschlagen.
«Damals ging man vielleicht mit den Schnittwunden nach Hause, heute geht man ins Spital», sagte Couchepin. Es gebe vielleicht mehr Gewalt, weil die Bevölkerungsdichte zugenommen habe und somit die Wahrscheinlichkeit für Gewalt gestiegen sei. «Zu sagen, die heutige Gesellschaft sei gewalttätiger als früher, ist falsch», sagte Couchepin. Was wirklich neu und bedenklich sei, sei die willkürliche Gewalt, dass man von Fremden ohne Grund angegriffen werde.
(ast/AP)