GleichberechtigungSchweiz in den Top Ten
Lange in den hinteren Rängen, hat sich die Schweiz punkto Gleichstellung zwischen Mann und Frau hochgearbeitet. Doch bei der Lohngleichheit haperts bei uns immer noch gewaltig.

Verbesserungswürdig sei in der Schweiz die Lohngleichheit.
Die Schweiz holt bei der Gleichstellung der Geschlechter auf. Sie hat sich im «Global Gender Gap Report» des World Economic Forum auf Rang 10 von 134 Ländern «vorgearbeitet». Lange Jahre war sie zwischen Rang 20 und 40.
Laut dem am Dienstag veröffentlichten Report 2010 halten die skandinavischen Länder weiterhin die ersten Ränge bei der Gleichstellung von Mann und Frau. Vor der Schweiz auf Rang 8 und 9 liegen Lesotho und die Philippinen.
Der Gender Gap Report untersucht in 134 Ländern, in denen über 93 Prozent der Weltbevölkerung leben, die Gleichstellung von Frau und Mann in der Wirtschaft (punkto Lohngleichheit, Aufstiegschancen), beim Zugang zur Grundbildung und höheren Ausbildung, bei der politischen Beteiligung, sowie bei Gesundheit und Lebenserwartung.
Schweiz: Nachholbedarf bei der Wirtschaft
Die Schweiz hatte 2006 Rang 26 belegt, war dann aber 2007 auf Rang 40 «abgerutscht» - dies in erster Linie wegen des Aufholens von Ländern Osteuropas und der Dritten Welt.
2010 habe sich die Schweiz vor allem hinsichtlich der Frauenvertretung in Parlamenten und Regierungen verbessert, heisst es in der Studie. Dabei wird in dem Report, der sich auf Daten vom Juli stützt, die Frauenmehrheit im Bundesrat noch nicht berücksichtigt. Auch in der Bildung habe sich die Gleichstellung verbessert.
Verbesserungswürdig sei in der Schweiz die Lohngleichheit, heisst es weiter. Auch seien Frauen nur schwach im höheren Wirtschafts- Management und in Verwaltungsräten vertreten. Schliesslich sei der Mutterschaftsurlaub im europäischen Vergleich «wenig grosszügig» geregelt.
Fortschritte in fast allen Ländern
Spanien, Südafrika und Deutschland folgen der Schweiz auf den Plätzen 11 bis 13. Die USA stiegen von Rang 31 auf Rang 19 auf. In Frankreich nahm dagegen die Ungleichheit - vor allem in der politischen Beteiligung - zu, das Land fiel vom 18. auf den 46. Rang. Weit hinten liegen die meisten afrikanischen und islamischen Länder, Jemen hält das Schlusslicht.
Laut dem jüngsten WEF Gender Gap Report haben 86 Prozent der 134 untersuchten Länder in den letzten fünf Jahren für mehr Gleichberechtigung gesorgt, bei 14 Prozent verschlechterte sich die Lage. Erfreulich sei, dass einige Länder in den hinteren Rängen wie Angola, Bangladesch oder die Vereinigten Arabischen Emirate grosse Anstrengungen bei der Gleichstellung unternahmen.
Während allgemein in den Bereichen Bildung und Gesundheit die meisten Unterschiede zwischen den Geschlechtern beseitigt werden konnten, wurden nur 60 Prozent der Unterschiede bei Teilnahme der Frauen in der Wirtschaft eliminiert.
Interview mit Co-Autorin Saadia Zahidi
(Video: WEF/YouTube)
(sda)
Die Top Ten
1. Island (2009: 1)
2. Norwegen (2009: 2)
3. Finnland (2009: 3)
4. Schweden (2009: 4)
5. Neuseeland (2009: 5)
6. Irland (2009: 8)
7. Dänemark (2009: 7)
8. Lesotho (2009: 10)
9. Philippinen (2009: 9)
10. Schweiz (2009: 13)

Die Gleichstellungs-Musterschüler
Die ersten 10 Plätze des WEF-Gender Gap Reports werden vorwiegend von westlichen Industriestaaten belegt - mit zwei Ausnahmen: die Philippinen und Lesotho rangieren noch vor der Schweiz.
Philippinen behaupteten mit Rang 9 ihre Führungsposition in Asien. Das Land habe in allen vier untersuchten Bereichen - Wirtschaft, Bildung, Politik, Gesundheit - starke Leistungen gezeigt, schreibt das WEF. Als einziges asiatisches Land habe es die Geschlechterunterschiede in der Bildung und der Gesundheit geschlossen.
Lesotho (Bild) sind Frauen in der Arbeitsbevölkerung stark vertreten und verfügen über eine hohe Alphabetisierungsrate. So nehmen im Land mehr Mädchen am Primar- und Sekundarschulunterricht teil als Knaben. Die so genannte «gesunde Lebenserwartung» ist bei Frauen und Männern jedoch weiterhin gering.
Südafrika - Rang 12 - ist laut WEF auf die hohe Anzahl von Frauen in Parlaments- und Ministerialpositionen zurückzuführen sowie auf geringe Unterschiede bei der Chancengleichheit im Bildungsbereich.
Sri Lanka (Platz 16). Das Land habe insbesondere bei der Gleichstellung in der Bildung und der Gesundheit grosse Anstrengungen unternommen.
Vereinigten Arabischen Emirate (Rang 103) das höchstplatzierte Land und übertreffen in den Bereichen Bildung und politische Teilhabe die meisten anderen Staaten der Region.
Jemen (134) wurde 2010 der geringste Grad an Gleichberechtigung verzeichnet. (sda)