Tiger kommen aus dem Nichts

Aktualisiert

SondereinheitTiger kommen aus dem Nichts

Die Bundeskriminalpolizei unterhält eine schwerbewaffnete Kampfeinheit. Ausserhalb von Polizeikreisen wusste niemand davon - bis gestern.

Sie nennen sich Tiger, sind mit modernsten Waffen ausgerüstet und waren bis gestern der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannt – die 14-köpfige Einsatzgruppe ­Tigris der Bundeskriminalpolizei, wie die «Weltwoche» aufdeckte. Laut Bundesamt für Polizei (Fedpol) ist die Rechtsgrundlage für die Einheit gegeben, zum Einsatz kommen die Tiger in Fällen erhöhter Gefährdung – etwa bei Festnahmen gefährlicher, bewaffneter Verdächtiger. 2008 hat die Einheit 40 Einsätze durch­geführt. Am 6. März 2007 zum Beispiel stürmte die Eliteeinheit um sechs Uhr morgens die Wohnung von Dieter Behring. Als der schwerbewaffnete Trupp einfiel, war der unter Betrugsverdacht stehende Financier nackt im Badezimmer und putzte sich die Zähne.

Kantone hatten keine Ahnung

Die Elitecops wurden den Polizeikommandaten im September 2005 präsentiert. Politiker wussten nichts davon – nicht einmal die kantonale Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz: «Dies ist unbefriedigend», sagt ihr Generalsekretär Roger Schneeberger. Man prüfe nun, ob eine entsprechende Rechtsgrundlage tatsächlich gegeben sei. Auch Na­tionalrat Josef Lang (Grüne) verlangt in der gestern eingereichten Anfrage vom Bundesrat Antworten, inwiefern sich die Einheit mit der kantonalen Polizeihoheit verträgt. Vor 2005 wurden für heikle Aufgaben Sondereinheiten der kantonalen Polizeikorps von der Bundeskriminalpolizei herangezogen. Doch die kantonalen Ressourcen hätten nicht für alle Einsätze ausgereicht, so das Fedpol.

Keinen allgemeinen Auftrag

Der Bund habe zwar keinen allgemeinen Gefahrenabwehrauftrag, teilte das Fedpol weiter mit. Die Einsätze von «Tigris» stützten sich aber bei eigenen Verfahren auf die Bundesstrafprozessordnung und bei Rechtshilfeverfahren auf Aufträge der Bundesanwaltschaft oder des Bundesamts für Justiz.

Schiesskino nicht ungewöhnlich

Die «Tigris»-Leute trainieren in einer Hightech-Schiessanlage, einem Schiesskino, bestätigte das Bundesamt. Ein solches Schiesskino hätten auch andere Polizeikorps. Das Schiesskino des fedpol sei beschafft worden, um Kosten für Trainings auf einem externen Schiessplatz einzusparen.

Ein Ausbau der Eingreifgruppe sei nicht geplant, sofern nicht neue Aufgaben hinzukommen, kontert das fedpol den Artikel der «Weltwoche» weiter.

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