Polizei erwischt 20minutes-Konkurrenz beim Boxenklau
Die frisch lancierte Gratiszeitung 20minutes trifft in der Romandie auf grosses Interesse. Der Konkurrenzverlag schraubt kurzerhand eine 20minutes-Verteilbox ab - und lässt sich von der Polizei dabei erwischen.
Heute wurde 20 minutes, das französisch-sprachige Schwesterblatt von 20 Minuten, in der Romandie lanciert. Die welsche Konkurrenz beobachtete das Projekt bereits im Vorfeld mit Argusaugen, gab sich aber weniger beunruhigt. Peter Rothenbühler, Chefredaktor bei «Le Matin», der Mutter des Gratis-«Bleu», sagte vor wenigen Tagen in einem Interview mit der Fachzeitschrift «Schweizer Journalist», die Westschweiz sei anders als die Deutschschweizer Städte, wo «20 Minuten» etabliert ist. Er rate Tamedia (die Herausgeberin von 20minutes und von 20 Minuten) darum, «ein Retourbillet zu lösen».
Wie nervös Rothenbühlers Arbeitgeber Edipresse, der grösste Verlag in der Romandie, wirklich war, zeigte sich gestern in Epalinges bei Lausanne: Dort wurde eine 20-minutes-Zeitungsbox mit einem Edipresse-Camion abtransportiert. Pech für das die Romandie beherrschende Verlagshaus: Die Polizei beobachtete den Vorfall. Beim Herausgeber der Tageszeitung Le Matin und der Gratiszeitung Le Matin bleu begründet man den Abtransport im nachhinein so: Man habe die Box lediglich ausmessen wollen und sicher keine Diebstahlabsichten gehabt. Die Box wurde zurückgebracht.
«20 minutes» hat eine Frist von vier Jahren, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. Tamedia geht von einer Auflage von 52'000 Exemplaren in Genf und im Bezirk Nyon sowie von 68'000 im Rest der Waadt, im Wallis, in Freiburg und Neuenburg aus.
In den Bahnhöfen und Haltestellen fand «20 minutes» bei den Pendlerinnen und Pendlern der Genferseeregion regen Anklang. Ein Pendler sagte der Nachrichtenagentur SDA, «20 minutes» sei «Le Matin Bleu» doch sehr ähnlich. Eine Pendlerin fand «20 minutes» «nahrhafter».