Polterabend-Attacke: Fragen an die Polizei
Am Polterabend wurde die Männergruppe aus Baden von Angreifern spitalreif geprügelt. Die zusammengeschlagenen Männer fragen jetzt: Warum brauchte die Polizei so lange?
Christian Zbinden, der Organisator des Polterabends, äusserte sich gegenüber 20minuten.ch irritiert über die Vorgehensweise der Polizei, nachdem er und seine Kollegen von einer Bande brutal zusammengeschlagen wurden (20minuten.ch berichtete). So hätte die Polizei eine Stunde lang gebraucht, bis sie die Fahndung der Täter aufgenommen habe. In Leserbriefen an die Redaktion von 20minuten.ch wird diese Ansicht gestützt. In ähnlichen Fällen habe sich die Polizei bereits früher äusserst passiv verhalten. Von einem schnellen Eingreifen konnte auch bei anderen Gelegenheiten keine Rede sein.
«Wir reagierten innert fünf bis zehn Minuten»
Die Stadtpolizei Baden distanziert sich vehement von solchen Aussagen. Max Romann sagt: «Die ausgerückte Patrouille hat per Funk innerhalb von fünf bis zehn Minuten die Kapo informiert, die die Fahndung sogleich aufgenommen hatte.» Das sei bei der Polterabend-Gesellschaft wohl auch unter dem Alkoholeinfluss untergegangen, glaubt Romann. Man reagiere aber in jedem Fall so schnell wie möglich.
Bestätigen kann der Polizeisprecher hingegen, dass die Stadtpolizei Baden immer öfter mit Schlägereien konfrontiert wird. «Das ist leider so. Wir stellen seit Anfang Jahr eine Häufung von Auseinandersetzungen fest.» Vor allem an den Wochenenden komme es regelmässig zu tätlichen Zwischenfällen unter verschiedensten Gruppierungen. Zwei bis drei Schlägereien, die einen Polizeieinsatz zur Folge haben, sei an den Wochenenden in Baden mittlerweile die Regel. Die Dunkelziffer dürfte aber um einiges grösser sein, glaubt auch Romann. Das gibt auch der Polizei immer mehr Arbeit. Ist sie mit den Zuständen in Baden gar überfordert? «Nicht überfordert, wir haben einfach mehr zu tun», so Romann. Nach einer grossen Schlägerei im Januar zog die Stadtpolizei Baden bereits erste Konsequenzen. Der Personalbestand wurde erhöht.
Schlägertruppe wird immer noch gesucht
Die Kantonspolizei Aargau fahndet nach wie vor nach der Schlägertruppe vom Freitag. Weitere Zeugen wurden bereits einvernommen, die Ermittlungen laufen allerdings weiter, wie Mediensprecher Bernhard Graser sagt. Über die Herkunft der Täter konnte er noch keine Angaben machen. Dass sie aus dem östlichen Kulturkreis kommen sollen, habe er zwar auch gehört. «Aber die Kulturen vermischen sich in solchen Gruppierungen oftmals» Laut Polterabend-Veranstalter Zbinden haben die Angreifer mit ausländischem Akzent gesprochen. Er sagt: «Ich habe eigentlich nichts gegen diese Leute. Auch mein bester Freund kommt aus einem östlichen Staat.»
Marius Egger, 20minuten.ch
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde in Baden AG eine Polterabend-Gesellschaft von einer Gruppe von rund 10 Personen übel verprügelt. Die Angreifer gingen unter anderem mit einer Champagnerflasche und einem Holzpfahl auf die Gruppe los. Insgeseamt acht Personen aus der Polterabend-Gesellschaft wurden verletzt. Einer der Verletzten erlitt schwere Gesichtsverletzungen. Laut Angaben der Ärzte hatte er Glück im Unglück. Ein weiterer Schlag hätte tödliche Folgen haben können. Die Täter machten sich gleich nach dem Angriff aus dem Staub. Polterabend-Organisator Christian Zbinden zeigte sich danach gegenüber 20minuten.ch irritiert über das Eingreifen der Polizei. Sie habe erst rund eine Stunde nach Eintreffen eine Fahndung eingeleitet. (meg)