Sexualkunde-Tipps sorgen für rote Köpfe

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Sexualkunde-Tipps sorgen für rote Köpfe

Sexualerziehung oder eine Anleitung für Übergriffe? Eine Broschüre motiviert Eltern und Verwandte zu sexuellen Handlungen an Kindern. Fachleute sind entsetzt.

Der «Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung vom 1. bis zum 3. Lebensjahr» fordert Eltern dazu auf, «das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden, indem das Kind beim Saubermachen gekitzelt, gestreichelt, liebkost, an verschiedensten Stellen geküsst wird».

«Scheide und vor allem Klitoris erfahren kaum Beachtung durch Benennung und zärtliche Berührung und erschweren es damit für das Mädchen, Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln.» Der Ratgeber fände es «zudem erfreulich, wenn auch Väter, Grossmütter, Onkel oder Kinderfrauen einen Blick in diese Informationsschrift werfen würden und sich anregen liessen».

Herausgegeben wurde die Broschüre von der Deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Nach Protesten wurde sie in Deutschland zurückgezogen. Nicht so in der Schweiz: Das Bündnis zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder steht weiterhin hinter der Broschüre. Der Organisation, die vom Bund unterstützt wird, gehören unter anderem der Kinderschutz Schweiz und Swiss Olympic an.

Das Bündnis erntet heftige Kritik: «Der Ratgeber gibt Tipps, die wir als massive sexuelle Grenzverletzungen an Kindern einordnen», heisst es bei der Beratungsstelle Castagna. Und Strafrechtsprofessor Martin Killias erachtet die Empfehlung an die Eltern, die Geschlechtsteile ihrer Kinder zu küssen, als «sehr gefährlich». Wer diesem Rat Folge leiste, riskiere unter Umständen strafrechtliche Konsequenzen.

Nico Menzato

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