NachtnetzNachtzuschlag soll in weiteren Kantonen fallen
Basel schafft nächstes Jahr den Nachtzuschlag ab und setzt andere Kantone unter Zugzwang. Der Entscheid könnte Signalwirkung haben.

Der Zürcher Kantonsrat wird bald über die Aufhebung des ZVV-Nachtzuschlags beraten: Kontrolle in einer Nacht-S-Bahn im März 2008. (Bild: Tages-Anzeiger/Thomas Burla)
Nachtschwärmer müssen in der Region Basel ab Dezember 2011 keinen Nachtzuschlag mehr bezahlen. Der Schritt des Tarifverbunds Nordwestschweiz TNW, der jährlich rund 750 000 Franken Einnahmeausfall verursacht, dürfte Signalwirkung haben. Bereits kommen der benachbarte Kanton Aargau und sein Tarifverbund «A-Welle» unter Zugzwang: «Wir müssen uns nun genau mit diesem Thema beschäftigen», sagt Geschäftsführer Martin Osuna zu 20 Minuten Online. Das Ziel des Tarifverbundes sei es, allen Reisenden ein möglichst einfaches Angebot machen zu können ohne verwirrende Spezialfälle und Ausnahmen. «Jetzt, da im Fricktal – das zum TNW gehört - der Nachtzuschlag fällt, wird die Abschaffung sicherlich auch im restlichen Kanton Aargau zum Thema», ist Osuna überzeugt. Grundsätzlich sei der Tarifverbund A-Welle aber zu Zürich hin orientiert, weshalb man im Moment noch hin- und hergerissen sei.
Beim Zürcher Verkehrsverbund ZVV ist die Abschaffung des Nachtzuschlags kein Thema. «Wir haben einen politischen Auftrag, das Nachtnetz kostendeckend zu betreiben», sagt Sprecherin Beatrice Henes. Deswegen habe man eine Abschaffung auch nie geprüft. Ohne Nachtzuschlag würden dem ZVV rund 6 Millionen Franken jährlich fehlen. «Die Initiative dafür müsste von politischer Seite kommen», sagt Henes. Dies könnte allerdings schon bald der Fall sein. Die Grüne Fraktion im Kantonsrat will in ein bis zwei Wochen einen Vorstoss zur Abschaffung des Nachtzuschlags einreichen, sagt Fraktionschefin Esther Guyer zu 20 Minuten Online. «Wir stehen deswegen noch im Gespräch mit anderen Fraktionen.»
SP will Betriebszeiten verlängern
Bestrebungen für eine Abschaffung des ZVV-Nachtzuschlags gibt es auch bei der Zürcher SP. «Wir wollen das Anliegen bei der Diskussion über die ZVV-Grundsätze einbringen», sagt SP-Kantonsrätin Sabine Ziegler, die auch Mitglied des Fraktionsvorstands ist. Der Weg über einen Vorstoss, wie ihn die Grünen planen, geht Ziegler zu lange. Die ZVV-Grundsätze, die derzeit noch einen kostendeckenden Betrieb des Nachtnetzes vorschreiben, berät der Kantonsrat Anfang nächsten Jahres. Zwar hat die SP-Fraktion noch nicht über die Abschaffung des Nachtzuschlags beraten, aber sie sei nicht alleine mit ihrer Meinung, sagt Ziegler. Als Grund für ihre Haltung sieht sie den Erfolg des Angebots. «Das Nachtnetz ist kein Nischenprodukte mehr, das nur Kids und Junge nutzen», sagt Ziegler. Vielmehr gehöre es inzwischen zum Standardangebot, das einem breiten Bedürfnis in der Bevölkerung entspreche.
Politische Vorstösse zur Abschaffung des Nachtzuschlags sind nichts Neues. Bereits haben Parlamente der Kantone Luzern, Zug und St. Gallen diesen Anliegen eine Absage erteilt. Grund sind meist die Kosten, die Gemeinden oder Kantone zusätzlich übernehmen müssten. Im Tarifverbund Ostwind würde das bestehende Nachtangebot ohne Zuschlag mindestens 1,5 Millionen Franken mehr kosten als heute, sagt Ruedi Burger, Leiter Marketing von Ostwind. Diese Kosten müssten wohl die beteiligten Kantone St. Gallen, Thurgau und Appenzell übernehmen. «Die Abschaffung des Nachtzuschlags ist deshalb bei uns kein Thema.»