Chur soll trocken gelegt werden
Im Juli forderte das Bundesamt für Gesundheit ein Verkaufsverbot für Alkohol nach 21 Uhr. Der Churer Gemeinderat geht noch weiter. Er will ein allgemeines Trinkverbot auf den Strassen einführen.
Die Idee ist simpel: Zwischen 00.30 Uhr und 07.00 Uhr darf auf der Gasse kein Alkohol mehr konsumiert werden. Ein Trinkverbot, das für alle gelten soll – nicht nur für Jugendliche. Eine in der Schweiz noch nie da gewesene Forderung.
«Wenn die Gesellschaft ein Problem nicht anders in den Griff kriegt, muss man halt neue Ideen kreieren. Wir werden sehen, ob sich das bewährt.», erklärt der Churer SVP-Gemeinderat Reto A. Lardelli in einem Bericht von «DRS3». Er hat die Idee lanciert und das Churer Parlament hat dem Antrag nun zugestimmt.
Fraglich ist, ob sich dieses Verbot in der Praxis anwenden lässt. Theoretisch könnte die Polizei aufgrund des Verbotes jeder Person, die mit einer Flasche Wein oder einem Glas Bier unterwegs ist, eine Busse von 100 Franken abnehmen. «Mit dem jetzigen personellen Bestand sind wir nicht in der Lage, das Gesetz zu 100 Prozent umzusetzen. Daher geht es vor allem um die Jugendlichen, die im Moment übermässig viel Alkohol auf der Gasse konsumieren», gibt Ueli Caluori, Kommandant der Stadtpolizei Chur, gegenüber «DRS3» zu bedenken.
Auch bei der Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme steht man der Idee kritisch gegenüber. «Prävention lässt sich nicht ans Strafgesetz delegieren, sondern ist Angelegenheit der gesamten Gesellschaft», meint Monique Helfer, Mediensprecherin der Fachstelle.
Vorerst muss das Churer Stimmvolk entscheiden, ob die Idee umgesetzt werden soll. Einen Termin für die Abstimmung gibt es noch nicht. Die Vorlage wird aber frühestens im kommenden Jahr vors Volk kommen.
tif