Blocher: «Der Mais wäre uns erspart geblieben»

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Affäre PolanskiBlocher: «Der Mais wäre uns erspart geblieben»

In seiner TV-Sendung «Teleblocher» hat Alt Bundesrat Christoph Blocher das Verhalten seiner Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf im Fall Polanski beanstandet - und gleichzeitig scharf in Richtung der «säuselnden» Kulturschaffenden geschossen.

Jemand hätte Polanski oder dessen Anwalt darauf aufmerksam machen müssen, dass ein US-Haftbefehl gegen ihn vorliege und dass er bei der Einreise in die Schweiz verhaftet werde, sagte alt Bundesrat Blocher in einem am Freitag ausgestrahlten Interview des Internetfernsehens «Teleblocher».

Es gehe nicht an, jemanden zu einer Ehrung mit staatlicher Beteiligung einzuladen und ihn dann zu verhaften. Dies unabhängig davon, um wen es sich handle. «Das macht man nicht; das kann man nicht machen», sagte der frühere Justizminister. Eine solche Warnung wäre nicht verboten und auch rechtlich sauber gewesen, betonte Blocher. Polanski hätte dann unter einem Vorwand abgesagt. «Und der Mais wäre uns erspart geblieben», sagte Blocher.

«Amerikaner sollen ihre Leute selber bestrafen»

Blocher kritisierte damit das Verhalten seiner Nachfolgerin Eveline Widmer-Schlumpf, die nach eigenen Aussagen am Tag vor der Verhaftung von ihrem zuständigen Bundesamt über die bevorstehende Festnahme informiert worden war. Wenn er sich überlege, wie er selber in dieser Situation gehandelt hätte, hätte er wohl gesagt: Das geht nicht. Die Amerikaner sollen ihre Leute selber bestrafen.

Blocher erinnerte auch an den Fall des ehemaligen russischen Atomministers Jewgenij Adamow, der während seiner Amtszeit als Justizminister auf Grund eines US-Haftbefehls am 2. Mai 2005 in Bern verhaftet wurde. Entgegen ersten Angaben sei Adamow nicht wegen einer Gerichtsverhandlung eingereist. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte man ihn nicht verhaftet. Diese Angaben hätten sich als Schutzbehauptung herausgestellt.

Kritik an Filmschaffenden

Der SVP-Politiker distanzierte sich aber zugleich in aller Form der Kritik der Filmschaffenden an der Verhaftung des Starregisseurs. Von dieser «Säuselei» halte er gar nichts. Und es gehe nicht an, die Vergewaltigung einer Minderjährigen zu verniedlichen. Auf den Schaden des Falls Polanski für die Schweiz angesprochen, sagte Blocher, dies dürfe man nicht überbewerten. Solche Fälle kämen in allen Staaten vor. Aber «es gibt uns nicht gerade viel Goodwill.»

In der Nacht zuvor hatte der kalifornische Chefankläger Steve Cooley den Vorwurf der Rachsucht zurückgewiesen. Es gehe nur darum, ein noch offenes Verfahren zu beenden, das sich durch die Flucht Polanskis 1978 aus den USA verzögert habe. Er lehnte es ab zu spekulieren, welche Strafe seine Behörde fordern würde, wenn Polanski in die USA zurückgekehrt sei. «Ich verfolge niemanden», sagte Cooley. «Es geht darum, dass ein Gerichtsverfahren abgeschlossen wird. Es gibt noch einen Haftbefehl, der wird durchgeführt und es wird weitere Gerichtsverfahren geben.»

Auch der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger will von einer Vorzugsbehandlung für Polanski nichts wissen. «Es kommt nicht darauf an, ob es sich um Roman Polanski oder um jemand anderen handelt», sagte Schwarzenegger dem US-Nachrichtensender CNN und fügte hinzu: «Ich denke, diese Dinge müssen behandelt werden wie bei jedem anderen.» Auf die Frage, ob er eine Begnadigung Polanskis erwägen würde, sagte der frühere Filmschauspieler, er erhalte viele solche Gesuche und würde einem solchen von Polanski keine besondere Beachtung schenken. (dapd)

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