Cybermobbing bei Kindern grassiert

Aktualisiert

Pro JuventuteCybermobbing bei Kindern grassiert

Die Hilferufe bei Pro Juventute wegen Cybermobbing nehmen stark zu. Verantwortlich sind auch die Eltern der Täterkinder.

Andy D. Veraguth
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Andy D. Veraguth
Info-Kampagne der Pro Juventute.

Info-Kampagne der Pro Juventute.

Yvonne* aus Basel war völlig verzweifelt. Einige ihrer Schulkolleginnen hatten sich einen Spass daraus gemacht, belei­digende Einträge über sie auf ­Facebook zu posten. Als sie nicht mehr aufhörten und sich immer mehr Mädchen an den Diffamierungen beteiligten, rief sie die Gratisnummer 147 von Pro Juventute an und erhielt Hilfe (siehe Box).

«Vor vier Jahren war Cybermobbing praktisch inexistent, jetzt gehört es zum Alltag bei unserer Hilfenummer 147 für Kinder und Jugendliche», sagt der Pro-Juventute-Direktor Stephan Oetiker. Eine Studie aus den USA von 2010 zeigt, dass die Zahl der Suizidversuche bei Jugendlichen, die Cybermobbing erlebt haben, doppelt so hoch ist wie bei den ­anderen Jugendlichen. «Die Frage ist nicht mehr, ob sich in der Schweiz ein Kind wegen Cybermobbing das Leben nehmen wird, sondern wann», so Oetiker.

Zu den Gründen für die dramatischen Zustände meint ­Oetiker: «Viele Kinder und Jugendliche wissen nicht, wie man im Netz richtig kommuniziert und was passiert, wenn man etwas hochlädt», so Oetiker. Zudem hätten viele Eltern jegliche Kontrolle über die ­Online-Aktivitäten und den virtuellen Freundeskreis ihrer Kinder verloren. Darum reagiert Pro Juventute jetzt zum Schulanfang mit einer Kampagne zur Hilfe für Mobbing-­Opfer: Plakate, Visitenkärtchen mit der Hilfenummer 147 und Unterrichtsmaterialien werden an allen Schulen in der Deutschschweiz verteilt. «Es gibt Kinder, die sind so einsam und voller Scham, dass sie sich mit niemandem zu reden getrauen. Gerade für sie ist es wichtig, dass sie unsere Nummer kennen.»

*Name geändert

Tipps bei Cybermobbing

Wer im Netz gemobbt wird, sollte Folgendes beachten:

-Auf beleidigende Einträge, zum Beispiel auf Facebook, nicht antworten. Denn genau dies bezweckt der Täter.

-Betroffenes Beweismaterial mittels Printscreen-Funktion festhalten. Den Website-Betreiber kontaktieren und auffordern, den Cybermobber zu sperren und den beleidigenden Inhalt zu löschen.

-Je nach Situation die E-Mail-Adresse oder Handynummer wechseln.

-Die Gratisnummer 147 (Beratung und Hilfe) von Pro Juventute mit Psychologen, Sozial- und Jugendarbeitern anrufen.

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