Todessturz auf BergtourDie Pfadfinder hatten sich wohl verlaufen
Nach dem Tod eines 13-jährigen Pfadfinders scheint es wahrscheinlich, dass die Teenager auf ihrer Bergtour in Fribourg vom Weg abgekommen waren. Laut Bergführer gibt es mindestens vier einfachere Routen.

Rot eingekreist die Absturzstelle an der Pointe de Paray. Grün gekennzeichnet sind die verschiedenen Wanderwege. Blau sind die Velowege.
Die Wanderroute in den Fribourger Alpen, auf der ein 13-jähriger Pfadfinder am Mittwoch in den Tod stürzte, gilt als besonders schwierig. Warum die vierköpfige Pfadfindergruppe aus Biel ausgerechnet den Weg über die berüchtigte Pointe de Paray in Angriff genommen hat, wirft auch zwei Tage nach dem Unglück Fragen auf.
Wie SAC-Bergführer Sébastien Fragnière gegenüber 20 Minuten Online sagt, gibt es mindestens vier andere Routen von Charmey nach Châteaux-d'Oex. «Diese Wanderwege sind alle wesentlich einfacher zu bewältigen», so Fragnière. Die Distanz sei je nach Route zwar grösser, aber länger als drei Tage, wie die Pfadigruppe eingeplant hatte, würden sie nicht dauern. «Weil sich die Routen zum Teil überschneiden, ist es durchaus möglich, dass die Pfadfinder vom Weg abgekommen sind», sagt der Bergführer.
Die Verantwortlichen der Pfadi halten es ebenfalls für wahrscheinlich, dass sich die Jugendlichen verlaufen haben. «Bei so jungen Leitern ist ein solches Gelände für Wanderungen unüblich», begründet David Kieffer, Ausbildungschef der Pfadi Schweiz die Vermutung. Normalerweise seien 13- oder 15-jährige Pfadfinder in unproblematischen Gebieten auf gesicherten Wanderwegen unterwegs. Welche Route die Lagerleitung für die Wanderung der vierköpfigen Gruppe ausgesucht hatte, ist laut Kieffer Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Ebenfalls unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt, welche Sicherheitsvorkehrungen für die dreitätige Wanderung getroffen wurden.
Sicherheitskonzept im Vorfeld erstellt
Das Sicherheitskonzept wird laut Kieffer jeweils von der Lagerleitung im Vorfeld erstellt und beschreibt die einzelnen Aktivitäten und deren Risiken. Wandertouren würden normalerweise nach der Planungsmethode «3 mal 3» beurteilt. Diese beinhaltet die drei Hauptfaktoren Verhältnisse, Gelände und Mensch. Dazu gehört, den aktuellen Wetterbericht zu verfolgen, die Gefahren wie Abrutsch- und Absturzstellen einzuschätzen und die Motivation und Verfassung der Wanderteilnehmer zu beurteilen. Die Verantwortlichen Wanderleiter müssen diese Faktoren an drei Standorten überprüfen: Im Lagerhaus, in der Region und während des Wanderns. «Unseren Leitern und Hilfsleitern werden diese Grundsätze in Kursen vermittelt.» Eine Art Gefahrenkarte im Taschenformat, wie sie bei der Armee nach dem Kanderunfall im Jahr 2008 eingeführt wurde, gebe es allerdings nicht.
Trotz des Schocks über den tödlichen Unfall hat laut Kieffer niemand der 30 Pfadfinder das Lager in der Nähe von Grandvillards frühzeitig verlassen. «Die Jugendlichen sind sehr traurig, geben sich aber gegenseitig Kraft und halten zusammen.» Sie wurden vor Ort psychologisch betreut. Auch nach dem Lager, welches heute zu Ende geht, werde die Betreuungsarbeit weitergeführt.
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