Diese Balken sollen Autofahrer wachrütteln

Aktualisiert

Zebrastreifen-MassnahmeDiese Balken sollen Autofahrer wachrütteln

In der Debatte um sichere Zebrastreifen im Ständerat sorgte am Dienstag ein Begriff für Aufsehen: Vibrationsplatten. Jetzt ist klar, worum es sich dabei handelt.

Jessica Pfister
von
Jessica Pfister
Die sogenannten Rüttelstreifen (rechts im Bild) sollen Autofahrer auf Zebrastreifen aufmerksam machen. Beim Überqueren der Balken aus Kaltplastik vibriert das Auto.

Die sogenannten Rüttelstreifen (rechts im Bild) sollen Autofahrer auf Zebrastreifen aufmerksam machen. Beim Überqueren der Balken aus Kaltplastik vibriert das Auto.

Der Ständerat will die Sicherheit auf Fussgängerstreifen verbessern. Er hat am Dienstag beschlossen, dass der Bund künftig bauliche Vorgaben für Zebrastreifen erlassen kann. Ein erster Vorschlag, wie diese aussehen könnten, sorgte allerdings für Verwirrung. So sprachen Ständerat Thomas Minder und Bundesrätin Doris Leuthard von Vibrationsplatten auf der Fahrbahn, die Autofahrer auf Fussgängerstreifen aufmerksam machen sollten. Minder hatte bei einem Ferienaufenthalt in Spanien Erfahrung mit solchen Platten gemacht. «Da rüttelt der ganze Wagen», sagte er im Rat.

Das Wort Vibrationsplatten ist allerdings weder den Experten beim Touring Club Schweiz (TCS) noch dem Bundesamt für Strassen (Astra) ein Begriff. Thomas Rohrbach vom Astra hat aber eine Ahnung, was Minder damit gemeint haben könnte: «Es handelt sich dabei wohl um Balken quer über die Strasse, die beim Überfahren im Fahrzeug Vibrationen und Geräusche auslösen.» Die sogenannten Rüttelstreifen wurden im Juli 2011 auf Strassen im Kanton Bern im Rahmen eines schweizweit einmaligen, auf ein Jahr befristeten Pilotversuches angebracht - jedoch nicht vor gefährlichen Zebrastreifen, sondern vor unfallreichen Kurven.

«Es rumpelt jedesmal»

Das Problem bei den rund 50 Zentimeter breiten und maximal 1,5 Zentimeter hohen, weissen Balken aus Kaltplastik: der Lärm. «Jedes Mal, wenn ein Auto darüberfährt, hören es die Anwohner rumpeln», sagt Rohrbach. Kein Wunder also, dass das Tiefbauamt des Kantons Bern die Rüttelstreifen in den Wohngebieten wieder abbauen musste. Momentan sind die Balken, die in der Nacht reflektieren, nur noch auf Strassen ausserorts angebracht.

Neben dem Lärm sieht Rohrbach noch ein weiteres Problem: «Für Motorradfahrer ist der Belag der Streifen gerade bei nassen Strassenverhältnissen gefährlich.» So könnten die Motorräder im schlimmsten Fall wegrutschen. Für den Astra-Sprecher sind die Rüttelstreifen deshalb nur eine von unzähligen möglichen Massnahmen für sichere Fussgängerstreifen. «Zuerst muss nun der Nationalrat dem Bund ebenfalls erlauben, bei den Zebrastreifen einzugreifen.» Die Grosse Kammer entscheidet vorraussichtlich im Juni darüber.

Bund soll rasch Massnahmen präsentieren

Ständerat Minder hingegen fordert vom Bund, bereits heute über die Bücher zu gehen: «Frau Leuthard muss so schnell wie möglich geeignete bauliche Massnahmen präsentieren.» Er bestätigt gegenüber 20 Minuten Online, dass es sich bei den Vibrationsplatten - die Bezeichnung stammt von ihm selbst - wohl um Rüttelstreifen handelt. Er ist von dieser Massnahme überzeugt. «Die rütteln also jeden wach.»

Deine Meinung zählt