Offenherzige KampagneGeneralsekretärin der FDP Frauen zieht blank
Für die neue Kampagne der FDP Frauen zeigt sich Generalsekretärin Claudine Esseiva oben ohne. Dass sie damit anecken wird, ist ihr bewusst.

Ein Ausschnitt aus der neusten Kampagne der FDP Frauen, die ab Donnerstag auf Facebook und ab September im Kino zu sehen sein wird.
So sexy haben sich die Freisinnigen Frauen noch nie präsentiert: Mit nackter Brust, nur bedeckt von einem Banner «Nicht mehr oben ohne», posiert Generalsekretärin Claudine Esseiva ab heute Donnerstag auf Facebook für die neuste Kampagne der FDP Frauen. «Der Slogan zielt auf unsere Forderung, dass mehr Frauen in den oberen Etagen von Wirtschaft und Politik vertreten sein müssen», sagt die 32-jährige Generalsekretärin gegenüber 20 Minuten Online. «Mit dem Bild und dem Satz bringen wir das Thema auf den Punkt», ist Esseiva überzeugt.
Mit nackter Haut haben in der Vergangenheit allerdings nur linke Jungparteien auf sich aufmerksam gemacht. So wie die jungen Grünen, die vor vier Jahren in Zürich nackt gegen die Praxis der Polizei demonstrierten. Weshalb also entblösst sich ausgerechnet die Generalsekretärin der FDP Frauen für die eigene Kampagne? «Wir haben uns gegen ein Model entschieden, weil dies weniger glaubwürdig gewirkt hätte», so die studierte Betriebsökonomin aus Freiburg. Und da sie im Vorstand die einzige jüngere Frau ist, sei die Wahl bald einmal auf sie gefallen. «Haut zu zeigen, ist für mich grundsätzlich kein Problem», sagt Esseiva. Im Schwimmbad würden sie die Leute ja auch im Bikini sehen. «Ausserdem kann ich mich mit den Forderungen der Kampagne voll und ganz identifizieren.» Neben der Frauenfrage thematisieren die liberalen Frauen darin auch die Schulbildung für alle und die Gefahren des Internets.
«Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen»
Esseiva ist aber klar, dass gerade ihr Auftritt einigen zu gewagt sein könnte. «Mit dem Oben-ohne-Foto provozieren wir bewusst. Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen.» Zudem sei das Ziel der Kampagne, junge urbane Frauen anzusprechen, und dies gelinge nur mit einer frischen und frechen Kampagne. Dieser Meinung ist auch Carmen Walker-Späh, Präsidentin der FDP Frauen und betont gegenüber 20 Minuten Online: «Mit der Kampagne wollen wir weg vom feministischen Mief, hin zu einer fortschrittlichen liberalen Politik, die auch einmal lustvoll sein darf.»
Kampagnenspezialist und Politberater Mark Balsiger bezweifelt jedoch, dass die FDP mit dieser «Pin-up-Aktion» erfolgreich ist. «Die Kampagne wird 24 Stunden lang für Erregung sorgen, danach fällt sie zusammen.» Zudem lenke nackte Haut von der Botschaft ab. Für Balsiger ist klar: «Esseiva muss als Generalsekretärin der FDP-Frauen und Pin-up-Girl dieser Aktion mit einem Reputationsschaden rechnen.»
«Ich wüsste nicht, wieso ich einen Schaden davontragen sollte», entgegnet Esseiva. Das Bild sei ja nicht vulgär und anbiedernd, sondern stolz und selbstbewusst. Ihr Motto: «Wer nichts wagt, gewinnt nicht!»
Bald auch im Kino zu sehen
Für die Verbreitung ihrer Botschaften setzen die FDP Frauen nicht nur auf Soziale Medien wie Facebook und Twitter. Ab September soll die Kampagne auch auf den Kinoleinwänden in allen Schweizer Städten zu sehen sein. Ebenfalls im Herbst flimmern die Bilder über die E-Boards wie beispielsweise im Hauptbahnhof. Das Budget für alle Werbeaktionen beträgt 60 000 Franken. Je nach Einnahmen beim Fundraising sollen noch zusätzliche Plakate geschaltet werden. (jep)