Anschlag auf GothicszeneIm braunen Dunstkreis
Der Sturm auf die Freiburger Bar «Elvis et moi» am Samstagabend geht auf das Konto von Linksautonomen. Sie rechtfertigen ihre Aktion mit den rechtsextremen Tendenzen der Dark-Wave-Szene, die am Samstag dort gastierte. Die Beschuldigten wehren sich gegen dieses Image.
«Wir sind keine Nazis oder Faschisten, wir waren es nie, und wir werden es nie sein!» So heisst es auf der Homepage von «Soleil Noir», einer Gruppe aus der Szene von Dark-Wave und Gothic, die am vergangenen Samstag zum Ziel einer «antifaschistischen Aktion» wurde. Am Sonntag hatte sich das «Kommando nazifreie Subkultur» zur Tat bekannt. Ziel war auch die Band «Camerata Mediolanense», die von «Soleil Noir» für ein Konzert in der Bar «Elvis et moi» gebucht wurde. Liedtexte und Symbolik der Band lassen aber mindestens auf den ersten Blick keine faschistischen Tendenzen erkennen.
Das zwölfarmige Hakenkreuz
Das «Kommando nazifreie Subkultur» sieht sowohl beim Veranstalter als auch bei der gebuchten Band Nazi-Tendenzen: Das Logo von Soleil Noir enthalte Symbole aus der Zeit des Nationalsozialismus, schreiben die Bekenner des antifaschistischen Anschlags. Darunter die «Schwarze Sonne», das zwölfarmige Hakenkreuz, angeblich ein Symbol der SS.
Soleil Noir wiederum weigert sich hartnäckig, in die rechtsradikale Ecke gestellt zu werden. «Wir hassen niemanden auf Grund seiner Hautfarbe. Wir interessieren uns einen Scheiss für Deine politischen Überzeugungen oder Deinen Glauben. Wir lehnen Gewalt ab - wie Du es auch tun solltest», heisst es auf ihrer Homepage. Die Symbolik ihres Logos bezeichnen sie als «universal».
«Versteckte Botschaften»
Alles Tarnung unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit, sagt die «antifaschistische Aktion, Kommando nazifreie Subkultur». Die wahre Botschaft sei versteckt und offenbare sich nur Eingeweihten.
Laut dem Experten für Rechtsextremismus Hans Stutz gehört Soleil Noir zu jenem Teil der Gothic-Szene, welcher rechtsextreme Inhalte aufgenommen hat, wie die «Berner Zeitung» schreibt. Insbesondere der italienische Faschismus und die rumänische Eiserne Garde hätten Soleil Noir beeinflusst. Auch bei «Camerata Mediolanense» gebe es Hinweise auf Nazi-Tendenzen. Die Gruppe sei im Jahr 2001 im waadtländischen La Sarraz zusammen mit anderen faschistischen Bands aufgetreten, etwa die Gruppe Blutharsch. An einem Stand seien zudem Bücher über Julius Evola, den Wegbereiter des italienischen Faschismus angeboten worden.
«Grossdeutsche Ästhetik»
Tatsache ist, dass an den Partys der Gothic- und New-Wave-Szene oft Leute in Uniformen erscheinen, die doch stark an die Nazizeit erinnern. Auch die Friburger Polizei, die am Samstagabend zum Ort des Geschehens gerufen wurde, wollte eine gewisse «grossdeutsche Ästhetik» unter den Konzertbesuchern festgestellt haben.
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