«Blick»-Bilder von MerzInselspital ermöglichte Paparazzi-Fotos
Nahaufnahme des Bundesrats im Koma: Der «Blick» zeigte heute ein Bild von der Einlieferung ins Inselspital Bern auf der Titelseite. Das Krankenhaus will sich bei den Angehörigen entschuldigen, da es die Einwilligung gab. Gegen den «Blick» klärt der Bund rechtliche Schritte ab.
Die heute grossflächig aufgemachten Bilder vom Helitransport von Hans-Rudolf Merz sorgen für Empörung. Amtskollege Pascal Couchepin zeigte sich heute Morgen verärgert: «Ich war negativ überrascht, als ich die Bilder von Bundesrat Merz sah», sagte er an einer Medienkonferenz. Die Aufnahmen zeigen Bundesrat Hans-Rudolf Merz, wie er am Sonntagnachmittag im Inselspital vom Rega-Helikopter in die Notaufnahme gefahren wird. Der Bund ist deshalb aktiv geworden und hat beim Inselspital interveniert. «Wir haben eine Erklärung verlangt, wie es möglich ist, dass Herr Merz heute auf der Titelseite des ‹Blicks› erscheint», sagt Bundesratssprecher Oswald Sigg.
Spital-Angestellter hilft Paparazzi
Das Aussergewöhnliche an den Paparazzi-Bildern: Sie waren erlaubt. Der Mediensprecher des Inselspitals hat die Aufnahmen ermöglicht. Markus Hächler hat Fotografen des «Blicks» sowie ein Kamerateam des Schweizer Fernsehens auf jenes Dach geführt, das eine perfekte Sicht auf Merz ermöglichte.
Der Inselspital-Mediensprecher gibt sich nun kleinlaut: «Das war mein Fehler. Ich hätte das verhindern müssen», sagte Hächler zerknirscht. Er habe mit den Journalisten ausgemacht, dass sie nur den Helikopter zeigen dürfen. «Offenbar ist das beim ‹Blick›-Fotografen nicht angekommen», kritisiert er. Hächler habe bisher gute Erfahrungen gemacht, muss nun aber eingestehen: «Ich war zu leichtgläubig. Ein zweites Mal wird das nicht passieren.» Das Inselspital entschuldigt sich als Reaktion auf die bundesrätliche Schelte. «Wir schreiben einen Brief an den Sohn von Bundesrat Merz, in dem wir uns entschuldigen», sagt Hächler.
Schritte gegen Ringier werden geprüft
Für Bundesratssprecher Sigg ist damit die Sache, was das Inselspital angeht, erledigt. Doch auch der «Blick» habe eine journalistische Verantwortung, Bilder nicht zu veröffentlichen, wenn sie die Privatsphäre verletzen. Noch hat der Bund nichts gegen den «Blick»-Verlag Ringier unternommen. Sigg sagt aber: «Wir überlegen uns mögliche Schritte. Eventuell werden wir diesbezüglich an den Presserat gelangen.»
Bei Ringier ist man sich keiner Schuld bewusst: «Es ist die Aufgabe von Boulevard, immer etwas näher heranzugehen», sagt Pressesprecher Stefan Hackh. Dabei sei Rücksicht auf die Person Merz genommen worden. «Die Bildauswahl für das Titelbild ist selbstverständlich diskutiert worden.» Hackh sieht sie als richtig an und fügt als Argument an, «dass Herr Bundesrat Merz ja glückerweise nicht verstorben ist.»