Fehr: «Ich hatte Todesangst»

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SVP-Politiker verprügeltFehr: «Ich hatte Todesangst»

Der Zürcher SVP-Nationalrat Hans Fehr ist nach der Attacke durch Chaoten am Freitag wieder zu Hause. Gegen die Täter will er Anzeige erstatten.

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Der SVP-Nationalrat Hans Fehr ist an der Albisgüetlitagung in Zürich von mehreren Personen aus dem Kreis der Linksautonomen verprügelt worden. Einen Tag danach ist ausser ein paar Schrammen und angeknacksten Rippen nicht viel geblieben. Nach seinem Spitalaufenthalt ist Fehr mittlerweile wieder zu Hause und erholt sich von den Strapazen. Schmerzen verspührt er noch am Brustkorb und am Oberschenkel.

«Ich habe eine dicke Haut, seelisch geht es mir den Umständen entsprechend wieder gut», sagt Fehr im Gespräch mit 20 Minuten Online. Er wird bei der Polizei Strafanzeige gegen die Täter einreichen. Die Polizei habe ihm dazu geraten. Schockiert habe ihn die dumpfe Gewalt der Täter. Dieser sei er holflos ausgeliefert gewesen.

Für Fehr ist bedenklich, dass sich die Gewalt der Chaoten nicht mehr nur gegen Sachen, sondern neu auch gegen Personen richte. Er fordert ein härteres Eingreifen seitens der Sicherheitskräfte und härtere Strafen, wenn der Polizei solche Täter ins Netz gehen. Den Polizeieinsatz von Freitag kritisiert er nicht, will ihn aber überprüfen lassen.

«Ou, das ist ja der Fehr!»

Auch die Angreifer nahmen zum Vorfall Stellung. Auf der Internet-Plattform indymedia.org schreiben sie: «Zwischendurch verirrte sich der SVP-Politiker Hans Fehr auf die falsche Seite der Barrikaden und erhielt eine Abreibung.»

Fehr schildert die Attacke: Er sei aus dem Auto gestiegen und die Strasse hoch zum Albisgüetli gelaufen. Dann hätten Stimmen hinter ihm gerufen: «Ou, das ist ja der Fehr!» Und dann hätte es geknallt. Mehrere Personen hätten auf ihn losgetreten, er sei auf den Boden geworfen worden. Sie hätten ihn mit den Schuhen traktiert, bis drei Frauen interveniert hätten, so Fehr. «In diesem Moment hatte ich Todesangst», sagt er am Tag danach.

Wenig später ist er ins Triemli-Spital zur Abklärung gebracht worden. Schlimmere Verletzungen hat man nicht gefunden.

Harte Auseinandersetzungen mit Chaoten

Vor dem Albisgüetli standen sich Polizisten und Demonstranten mit Schlagstöcken gegenüber. Linksautonome hatten im Internet angekündigt, die Albisgüetlitagung der SVP zu stören. Rund 50 Demonstranten folgten dem Aufruf und versammelten sich gegen 18.40 Uhr beim Strassenvekehrsamt.

Wie die Polizei mitteilte, habe sie die Chaoten mehrmals aufgefordert, die unbewilligte Kundgebung aufzulösen und die Örtlichkeiten für den privaten sowie den öffentlichen Verkehr freizugeben. Nachdem eine Frist abgelaufen war, löste die Polizei die Versammlung mit Tränengas auf.

Die Polizisten wurden daraufhin massiv mit Steinen, Flaschen und anderen Gegenständen beworfen. Ihr gelang es, die Linksautonomen mittels Gummischrot von der Albisgüetli-Tagung fern zu halten. Die Demonstrationsteilnehmer zogen sich zurück, errichteten aber auf der Uetlibergstrasse Barrikaden und steckten Container in Brand.

Die Situation beruhigte sich gegen 21 Uhr. Der Sachschaden ist laut Polizei noch nicht bezifferbar. Die Stadtpolizei Zürich nahm sieben Personen vorläufig fest.

Calmy-Rey als Gastrednerin

Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, die als Gastrednerin an der Tagung in Zürich teilnahm, wurde über die Attacke informiert. Sie nahm darauf gleich zu Beginn ihrer Rede Bezug: «So geht es nicht! Wie sind hier, um mit Worten zu kämpfen, nicht mit Fäusten.» Eine Bemerkung, die grossen Applaus hervorrief.

Calmy-Rey ist seit 2002 das zweite Nicht- SVP-Bundesratsmitglied, das an der traditionellen Parteiversammlung auftritt.

Letztes Jahr war der Freisinnige Didier Burkhalter aufgetreten. Alle anderen hatten die Einladung jeweils ausgeschlagen oder waren gar nicht erst eingeladen worden - wie Calmy-Rey in ihrem letzten Präsidialjahr 2007.

Christoph Blocher ruft zum Widerstand auf

Widerstand tue Not, betonte alt Bundesrat und SVP- Vizepräsident Christoph Blocher vor rund 1500 Anhängern und Sympathisanten im Albisgüetli. Unter dem heillosen Druck von aussen gelte es, die Unabhängigkeit und Freiheit der Schweiz zu verteidigen.

Blochers Ansprache geriet zur grossen Wahlkampfrede: «Wer die Schweiz retten will, wird 2011 SVP wählen müssen», rief er in die Menge. Denn nur noch die SVP stehe zur Schweiz. Wenn sie im Herbst gewinne, werde auch das Einstehen für das Land wieder salonfähig.

Eindringlich warnte Blocher vor einem EU-Beitritt. Ein solcher würde die Aufgabe der Schweizer Werte Freiheit, Unabhängigkeit, Neutralität bedeuten. Diese Werte preiszugeben, seien alle Parteien bereit - alle ausser der SVP.

Dass die Schweiz unter Druck von aussen stehe, sei beileibe nicht neu, sagte Blocher. Im Gegenteil, er «ist für die Schweiz der geschichtliche Normalfall». Stets habe sie um ihre Freiheit kämpfen müssen - und zwar für die «Freiheit im Innern, wie auch für die Freiheit gegenüber fremden Mächten», die sich beide gegenseitig bedingten.

Im Schützenhaus Albisgüetli - einem Lokal am Stadtrand Zürichs - finden sich seit 1989 jeden Januar bis zu 1500 Mitglieder und Sympathisanten der Zürcher SVP samt Parteigrössen aus der ganzen Schweiz zur jährlichen Albisgüetlitagung. Diese hat inzwischen Traditionscharakter und hat eigentlichen Kultstatus erreicht. (kub/aeg/sda)

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