US-MedienSchweiz reichte «dem Hitler von heute die Hand»
Die Hasstirade des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gegen Israel anlässlich der Antirassismus-Konferenz in Genf macht in den USA Schlagzeilen. Diese werfen zum Teil auch ein schlechtes Licht auf das Gastgeberland Schweiz.
Heftige Kritik erntet die Schweiz in den USA aus jüdisch- amerikanischen Kreisen. Das American Jewish Committee (AJC) lobte die Staaten, die der Konferenz fernblieben oder den Saal während Ahmadindschads Rede verliessen. Über jene, die blieben urteilte der Exekutivdirektor des AJC, David Harris: «Schande über Euch!»
Hassfest
Der Direktor der Anti-Defamation League ADL in Washington, Abraham Foxman, verurteilte die Rassismus-Konferenz als Hassfest, an dem die Schweiz den iranischen Vertretern mit ungebührlichem Respekt begegnet seien. Die Anti-Diffamierungs-Liga wehrt sich seit 1913 gegen Anti-Semitismus.
Hitler von heute
Gegenüber der Online-Zeitung Global Post regte sich ein angesehener Bürgerrechtsprofessor der Universität Harvard, Alan Dershowitz, über das Treffen zwischen Merz und Ahmadinedschad auf. «Dass der Präsident der Schweiz dem Adolf Hitler der modernen Generation freundschaftlich die Hand reicht, ist verabscheuungswürdig», zitiert die Global Post Dershowitz.
Weiter bemerkt der Professor, es sei eine Sache, über Neutralität zu reden, und eine andere, mit dem Bösem Geschäft zu machen. Die Schweiz sei heute in Komplizenschaft mit dem Bösen.
Nicht neutral
Auch die als liberal bekannte Nachrichten-Webseite Huffington Post verurteilt das Treffen. «Notiz zu Handen von Merz: Sich beim weltgrössten Holocaust-Lügner am Vorabend des Holocaust-Gedenktages lieb Kind zu machen, ist keine Art, sich neutral zu verhalten», schreibt die Journalistin Heather Robinson.
Gemässigte Reaktionen der Mainstream-Medien
Unter dem Titel «Schadenskontrolle an der Rassismuskonferenz» schreibt die Zeitung New York Times, wie zu erwarten gewesen sei, habe Ahmadinedschad mit seiner Rede Israel dämonisiert und noch mehr Hass gesät.
Die Schweiz wird für das Treffen von Merz mit Ahmadinedschad von der Zeitung aber nicht kritisiert. In einem Kommentar schreibt die Redaktion der New York Times sogar, es wäre besser gewesen, wenn die USA bis am Ende am Verhandlungstisch geblieben wären.
«Das Podium Ahmadinedschad und Seinesgleichen zu überlassen, ist keine besonders wirksame Strategie, sowohl Israel zu verteidigen wie auch die Durchsetzung der Menschenrechte zu erreichen», schreiben die Redaktoren.
Auch Lob für die Schweiz
Vermerkt wurde in allen führenden amerikanischen Medien der Entscheid Israels, seinen Botschafter aus der Schweiz aus Protest gegen das Treffen zurückzurufen. Auch dass der Schweizer Botschafter in Israel getadelt wurde, berichteten die Medien, meist aber ohne Wertung.
Nur wenige Medien weisen darauf hin, dass die Schweiz als offizieller diplomatischer Botengänger zwischen den USA und Iran seit der Geiselkrise 1979 sich zum Treffen mit Ahmadinedschad verpflichtet sah.
Lobend wird erwähnt, dass Merz in seinem Treffen auf den Fall der amerikanischen-iranischen Journalistin Roxana Saberi aufmerksam gemacht habe, die von einem Gericht in Teheran zu acht Jahren Gefängnis wegen angeblicher Spionage veruteilt wurde. (sda)