BegnadigungSchweizer Bischöfe begrüssen Papst-Entscheid
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) sieht den Entscheid von Papst Benedikt XVI. zur Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen als Akt der Versöhnung.
Nach zwei Jahrzehnten Kirchenspaltung hat der Vatikan die katholischen Traditionalisten der Bewegung des verstorbenen Erzbischofs Marcel Lefebvre wieder in die katholische Kirche aufgenommen.
Mit einem am Samstag veröffentlichten Dekret wurde die Exkommunikation von vier Bischöfen der streng-konservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. aufgehoben.
Vatikansprecher Federico Lombardi begrüsste den «wichtigen Schritt zu einer vollständigen Wiederherstellung der Einheit» der katholischen Kirche.
Die in Menzingen ZG ansässige Priesterbruderschaft Pius X. drückte dem Papst ihre Dankbarkeit für die Annullation aus. Die Aufhebung sei über die Priesterbruderschaft hinaus für die gesamte Kirche eine Wohltat, teilte Benard Fellay, einer der Bischöfe und der Superior der Bruderschaft, in einem Communiqué mit.
Die Schweizer Bischofskonferenz sieht in der Aufhebung der Exkommunikation den Weg zur Überwindung der Spaltung offen, hiess es in einer vom Präsidenten Bischof Kurt Koch unterzeichneten Stellungnahme.
Exkommunikation vor 21 Jahren
Der französische Geistliche Lefebvre und seine Anhänger waren 1988 von Papst Johannes Paul II. exkommuniziert worden. Anlass war die Ernennung von vier Bischöfen gegen den Willen Roms.
Die Traditionalisten, denen nach eigenen Angaben rund 500 Priester und 150#000 Gläubige angehören, erkennen das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) über die Anpassung der Kirche an die moderne Welt nicht an.
So hielt Lefebvre nicht nur an der Messe auf Latein fest; er wies auch die Ökumene als Irrweg des Glaubens zurück. Durch ökumenische Aktivitäten würden katholische Lehrinhalte verraten. Auch den Dialog mit anderen Religionen lehnte er strikt ab.
Holocaustleugner unter den vier Bischöfen
Schlagzeilen hatte jüngst der zu den Exkommunizierten gehörende britische Bischof Richard Williamson gemacht, als er die Existenz der Gaskammern in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten leugnete.
Er denke, dass «200000 bis 300000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben» seien, aber nicht ein einziger von ihnen in den Gaskammern, sagte er einem schwedischen Fernsehsender. Gegen Williamson wird nun wegen Leugnung des Holocaust ermittelt.
Vatikansprecher Lombardi betonte, Williamsons Äusserung habe «keinerlei Zusammenhang» mit der Aufhebung der Exkommunikation. Die Priester-Bruderschaft habe sich zudem von ihnen distanziert.
Papst Benedikt XVI. hatte seine Entscheidung am vergangenen Mittwoch unterschrieben, die Ermittlungen gegen den Briten wurden am Freitag bekannt.
Nicht das erste Entgegenkommen
Seit seiner Wahl im Jahr 2005 versuchte Benedikt XVI. mehrere Male, das Schisma zu beenden.
Im Juni 2008 hatte Rom darauf verzichtet, dass die vor allem in Frankreich und Brasilien stark vertretenen Traditionalisten die Konzilsbeschlüsse anerkennen. Sie sollten lediglich zusichern, keine Erklärungen abzugeben, die der offiziellen Kirchenlinie widersprechen. Zudem kam der Papst ihnen mit der Wiedereinführung der Messe auf Latein entgegen.
(dapd)