Schweizer spenden kaum für Pakistan

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Flut in PakistanSchweizer spenden kaum für Pakistan

Noch nie waren so viele Menschen von einer Katastrophe betroffen wie jetzt in Pakistan. Bis heute hat die Glückskette nur 800 000 Franken Spenden erhalten.

Ronny Nicolussi
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Ronny Nicolussi

Die Zahlen sprechen für sich. Obwohl die Glückskette bereits zwei Mal zur Spende aufgerufen hat, gingen bis am Donnerstag für die Opfer des Hochwassers in Pakistan erst Zahlungen in der Höhe von rund 800 000 Franken ein. Das ist fast hundert Mal weniger Geld als bei der Spendenaktion für die Erdbebenopfer auf Haiti im vergangenen Januar, als 65 Millionen Franken zusammenkamen. Bei der Sammlung für die Opfer des Tsunamis im indischen Ozean im Jahr 2004 waren es gar 227 Millionen Franken gewesen. Dabei sind von der Flut in Pakistan mit rund 14 Millionen mehr Menschen betroffen als beim Tsunami und den Erdbeben auf Haiti und in Kaschmir zusammen.

Priska Spörri, Mediensprecherin der Glückskette, sieht dafür mehrere Gründe. Im Gegensatz zum Erdbeben auf Haiti, wo das Ausmass der Katastrophe sofort ersichtlich gewesen sei, habe sich die Katastrophe in Pakistan langsam entwickelt. Erst mit der Zeit hätten die Menschen in der Schweiz auf Bildern gesehen, was wirklich passiert sei. Zudem habe die Glückskette erst am Dienstag ihre Kampagne mit Werbefilmen im Schweizer Fernsehen ausgebaut. «Nun sammeln wir täglich 200 000 Franken, Tendenz steigend», sagte Spörri.

Aber offenbar ist das immer noch zu wenig: Der UN-Chef für humanitäre Hilfe, John Holmes sprach davon, dass in den kommenden Wochen und Monaten Mittel in der Höhe von Hunderten Millionen US-Dollar dringend benötigt würden. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF wies darauf hin, dass erst ein Drittel der Mittel, die alleine für die Soforthilfe benötigt würden, zur Verfügung stehe.

Militär, Taliban und Krieg

Barbara Gruner, Verantwortliche für die Humanitäre Hilfe beim Schweizerischen Arbeitshilfswerk (SAH), sieht den Grund für die tiefen Spendenzahlen darin, dass Pakistan in einer Region liegt, die wenig Sympathien geniesst: «Für andere Länder ist es bedeutend einfacher, Spenden zu sammeln.» Die Menschen könnten sich kaum mit Pakistan identifizieren. Dem pflichtet auch Glückskette-Sprecherin Spörri bei. Die geografische Nähe zum Katastrophenort spiele eine Rolle. «Es gibt aber auch Leute, die sagen, Pakistan ist eine Atommacht, denen muss man nicht helfen. Und wieder andere sehen, wenn sie an Pakistan denken, nur Militärs, Taliban und Krieg», so Spörri.

Aber nicht nur in der Schweiz, auch in der übrigen westlichen Welt hält sich die Spendierfreudigkeit derzeit in Grenzen, wie die Aufrufe der Vereinten Nationen zeigen. Mitgliedsorganisationen des Bündnisses «Aktion Deutschland Hilft» stellten zudem fest, dass ihre Vorräte vor Ort aufgebraucht sind, Geld für neue Hilfsmittel aber kaum zur Verfügung steht. Seit Beginn der Katastrophe wurden dem Bündnis, dem zehn renommierte Organisationen angehören, lediglich 146 000 Euro gespendet.

Spenden für die Flutopfer nehmen sowohl die Glückskette wie auch UNICEF entgegen:

Glückskette

Postkonto 10-15000-6 (Vermerk «Überschwemmungen Asien»), www.glueckskette.ch.

UNICEF

Postkonto 80- 7211-9 (Vermerk: Nothilfe Pakistan), www.unicef.ch.

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