«Tschechien light» schickt Deutsche heim
Die Deutsche Mannschaft musste unbedingt gewinnen und zeigte ein gutes Spiel. Tschechien war aber das effizientere Team und wandelte Ballacks Führungstreffer (21') durch Tore von Heinz (30') und Baros (77') in einen 2:1-Sieg um. Tschechien trifft nun auf Dänemark.
Deutschland schied wie vor vier Jahren mit einer Niederlage gegen ein so genanntes B-Team aus. Obwohl in der Schlussphase drückend überlegen unterlagen die Deutschen der auf neun Positionen neu besetzten tschechischen Auswahl 1:2.
Mitten in die deutsche Druckphase fiel der Siegtreffer Tschechiens, der dem Team von Rudi Völler jede Hoffnung auf die Viertelfinals nahm. Milan Baros, erst nach einer Stunde und wegen einer Verletzung von Vratislav Lokvenc überhaupt auf den Plan getreten, zeigte Jens Nowotny und Christian Wörns ihre Limiten deutlich auf, scheiterte erst noch an Kahn, verwertete dann aber den Abpraller zum 2:1. Nach diesem Gegentreffer in der 77. Minute kam das deutsche Angriffspiel dann nicht mehr effektiv in die Gänge, zumal in den Schlussminuten der unermüdliche Antreiber Bastian Schweinsteiger verletzt vom Feld ging.
Der Sturmlauf der Deutschen setzte nach einer Stunde mit voller Wucht ein. Und der tschechische Abwehrriegel zeigte wie gegen Holland, aber in fast vollständig geänderter Zusammensetzung, Schwächen. Pech und Unvermögen verhinderte die durchaus mögliche Führung der Deutschen. Michael Ballack, der das 1:0 so magistral erzielt hatte, scheiterte gleich mehrfach. Er schoss daneben, köpfelte in die Arme von Jaromir Blazek und traf nur den Innenpfosten. Zwar prallte der Ball direkt vor die Füsse von Bernd Schneider, doch der Leverkusner schoss kläglich nur Blazek an.
Deutschland war nervös in die Partie gestartet und hatte kaum nennenswerte Chancen. So war die Führung durch Ballack nach 20 Minuten glücklich und sehenswert im gleichen Mass. Jaroslav Plasil hatte am Sechzehner den Ball vertendelt, Sebastian Schweinsteiger legte für Ballack auf und der Münchner traf mit einem herrlichen Schuss in die linke obere Torecke. Auch nach der Führung, die nur neun Minuten dauerte, trat das deutsche Ensemble keinen Moment souveräner auf. Bernd Schneider blieb praktisch ohne Wirkung und fehlerhaft, Dietmar Hamann setzte ebenfalls keine Akzente und in der Spitze rieb sich Kevin Kuranyi zu lange zu alleine auf.
Positiv in Erscheinung traten deutscherseits neben dem agilen Ballack Schweinsteiger im zentralen Mittelfeld sowie Philipp Lahm auf der linken Seite. Über die beiden Münchner lief praktisch jeder Angriff der Deutschen und Lahm sorgte mit seinen Flügelläufen wenigstens in der zweiten Halbzeit für Druck. Lukas Podolski sorgte in seinem ersten grossen Auftritt im Team von Rudi Völler zwar für enigen Wirbel, konnte aber in der kurzen Zeit keine Akzente setzen.
Tschechiens Coach Karel Brückner liess einzig Martin Jiranek und Tomas Galasek in der Startformation, stellte ansonsten neun andere Akteure auf als noch gegen Holland. Zwar gehört René Bolf normal in die erste Aufstellung, aber im letzten Spiel fehlte der Abwehrchef des tschechischen Meisters Banik Ostrava krankheitshalber. Den eindrücklichsten Eindruck hinterliess dabei Marek Heinz, nicht nur seines herrlichen Freistosstores zum Ausgleich in der 30. Minute wegen. Heinz gab auch zum Tor von Baros die Vorlage und bestätigte seine starken Auftritt in den ersten beiden Partien, wo er jeweils eingewechselt worden war.
Doch so überraschend die Formation der Tschechen auch war, am erstaunlichsten war gleichwohl der Fakt, dass Galasek von Beginn an auflief. Der Professional von Ajax Amsterdam war als einziger seines Teams in den ersten beiden Partien verwarnt worden. Sicherheitshalber ersetzte ihn Brückner zur Pause aber ebenfalls.
(si)