Theater St. Gallen: Tell in Fritz-Leibacher-Montur

Aktualisiert

Theater St. Gallen: Tell in Fritz-Leibacher-Montur

Bei der morgigen Tell-Premiere im Theater St. Gallen ist Wilhelm Tell gekleidet wie der Zuger Attentäter Leibacher. In Zug ist man empört.

In der Schlussszene der Tell-Inszenierung im Theater St. Gallen steht Tell mit Polizeiweste und umgedrehtem Käppi auf der Bühne und hält ein Sturmgewehr in der Hand. Er sieht aus wie der Zuger Attentäter Fritz Leibacher, der exakt vor fünf Jahren als Polizist verkleidet ins Parlamentsgebäude stürmte.

Die Assoziation zu Leibacher ist Absicht, wie Regisseur Samuel Schwarz bestätigt: «Tell ist keine positive Figur, sondern ein paranoider Querulant.» Er wolle damit einen Beitrag zur gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit dem Waffengesetz leisten. «Wir provozieren, damit nachgedacht wird», so Schwarz.

«Das ist völlig daneben und den Angehörigen der Opfern gegenüber respekt- und pietätslos», sagt der Zuger CVP-Nationalrat Gerhard Pfister, der während Leibachers Attentat im Kantonsrat sass. Wenig Verständnis auch bei der Tellspielgesellschaft in Altdorf: «Das ist eine pietätslose, stossende und gar einfältige Interpretation von Schillers Tell», findet Präsident Leo Brücker.

Auch der künftige St. Galler Stadtpräsident Thomas Scheitlin ist nicht begeistert von der Inszenierung: «Das ist ungebührlich. Kultur darf vieles, aber sie muss sich an Grundsätze von Ethik und Moral halten.»

(ann)

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