St. GallenAuf den Boden spucken kostet 60 Franken
Mit dem neuen Polizeireglement treten in Gossau eine Reihe von Verboten in Kraft. Als eine der ersten Gemeinden führt Gossau ein Spuckverbot ein. Das stösst auf heftige Kritik.
Seit Sonntag gibt es in Gossau viele Dinge, die man nicht mehr tun darf. Zum Beispiel über Mittag Rasenmähen, im öffentlichen Raum Erbrechen, Urinieren und Kaugummis wegwerfen. Und sogar für das Spucken droht neu eine Busse von 60 Franken.
«Die Leute finden das Spucken ekelhaft», sagt Stefan Kramer, Leiter des Amts für Sicherheit. Die Stadt habe deshalb etwas machen müssen. SP-Kantonsrat Ruedi Blumer aus Gossau findet das Spuckverbot aber wenig sinnvoll. «Ein Gesetz, das man kaum anwenden kann, bringt nichts», sagt Blumer. Er sieht darin aber einen Trend: Politiker meinen allzu oft, mit neuen Gesetzen Probleme aus der Welt schaffen zu können. Derselben Meinung ist FDP-Nationalrat und IG-Freiheit-Vorstandsmitglied Walter Müller: «Man sollte an die guten Manieren appellieren und nicht noch mehr Verbote schaffen.» Eine Rolle spielen dabei für Blumer auch Vorbilder: «Zuerst sollten die Fussballer mit der Spuckerei aufhören – das wäre sinnvoller.»
Trotz Verbot bläst die Polizei nun aber nicht zur Spuckerjagd. «Es wird keine Spuckpolizei geben», so Kapo-Sprecher Hanspeter Eugster.
Was halten Sie vom Spuckverbot in Gossau?
Mentor Nokshiqi 27, Demonteur
Ich finde es einfach schrecklich, wenn Leute absichtlich auf den Boden spucken. Dass das ab jetzt bestraft werden soll, ist aber vollkommen übertrieben. Was will man als nächstes verbieten?
Alessandra Milazzo 18, Detailhandel
Toll, dass endlich so ein Verbot eingeführt wurde. Ich finde es unanständig in der Öffentlichkeit zu spucken. Wenn ich auf einer Bank sitze und die Pfützen am Boden sehe, ekelt es mich. Gut, dass das bestraft wird.
Luca Marano 18, Schüler
Ich kann einfach nicht glauben, dass so ein Verbot überhaupt existiert. Das ist ja absolut lächerlich. Ich spucke selber manchmal auf den Boden. Ich weiss auch nicht, wie die Polizei das durchsetzen will.
Désirée Forrer 18, med. Assistentin
Das Spuckverbot ist gut. Allerdings glaube ich nicht, dass es leicht durchsetzbar ist. Die Polizei müsste dann rund um die Uhr unterwegs sein, um die Spucker ausfindig zu machen. Das ist unrealistisch.
Benjamin Wiemann 21, Schüler
Ich selbst spucke niemals auf den Boden. Meiner Meinung nach ist das sehr niveaulos und abstossend. Vor allem Jugendliche machen das sehr gerne. Es war notwendig, dass das endlich verboten wird.