Trotz Verlust acht Milliarden Boni

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Trotz Verlust acht Milliarden Boni

Kreditkrise? Welche Kreditkrise? Trotz Milliardenabschreibern hat die UBS-Spitze diese Woche Boni an die Mitarbeiter ausgeschüttet. Jetzt regt sich politischer Widerstand gegen die Grossbanken. Und die USA ermitteln gegen die UBS.

Während die Aktionäre seit Mitte letzten Jahres einen Wertverlust von fast 50 Prozent hinnehmen mussten, erhalten Manager und Mitarbeiter über 8 Milliarden Franken an Boni. Dies geht aus Befragungen unter Bankern hervor sowie aus Berechnungen der «SonntagsZeitung» hervor. Damit liegen die Zahlungen nur unwesentlich unter dem Niveau des Vorjahres. Im Rekordjahr 2006 kamen die Banker in den Genuss von rund 10 Milliarden an Boni.

Abhängig von den Banken

Gegen diese Milliardenausschüttung im Krisenjahr opponiert der Aktionärs-Vertreter Dominique Biedermann von der Stiftung Ethos. Biedermann fordert eine Anpassung der Boni an das Geschäftsresultat - und eine Überprüfung der Zahlen des Jahres 2006. Auch dort vermutet er falsche Risikobewertungen; der Gewinn sei viel zu hoch ausgewiesen worden. Ethos will an der Generalversammlung eine Sonderprüfung verlangen und diese notfalls gerichtlich durchsetzen.

Indes wird auch von Profi-Bankern Kritik laut. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, will der Vizepräsident der Nationalbank die Gewinne und Verluste der Banken puffern. Weil die Schweiz in ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Rekordgewinnen zu geraten drohe, will Philipp Hildebrand «Stossdämpfer stärken, die einen Schock abfedern können.»

4,4 Milliarden Verlust, 8 Milliarden Belohnung

Konkret fordert Hildebrand eine Änderung des Anreizsystems für Banken. Sprich: Statt gegen oben offener Bonus-Zahlungen in Rekordjahren braucht es auch eine Anpassung gegen unten. «Gegen unten ist das Risiko limitiert und liegt bei null oder dem Basissalär», so der SNB-Vize.

Wobei der aktuelle Fall der UBS zeigt, dass die Banker nicht einmal in einem Krisenjahr wie dem Jahr 2007 (4,4 Mrd. Verlust) mit Bonus-Einbussen rechnen müssen: Nur die Investment-Banker müssen auf den Bonus verzichten. Bislang hat nur UBS-Chef Ospel bekannt gegeben, auf seinen Bonus zu verzichten.

Ermittlungen

Diese Tatsache ärgert jetzt auch Schweizer Politiker. Vertreter aller Parteien werfen laut NZZaS der Eidgenössischen Bankenaufsicht (EBK) vor, sich zu stark auf die Angaben der Finanzinstitute zu verlassen und ihre Kontrolltätigkeit mangelhaft vorzunehmen. So sagt CVP-Ständerat Bruno Frick: «Offenbar sieht sich die Bankenaufsicht ausserstande, gewisse Entwicklungen vor den Banken zu erkennen, weil sie sich nur auf Zahlen der Banken stützt.»

Unterdessen machte das «Wall Street Journal» am Samstag bekannt, dass die US-Bundesstaatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen die UBS eröffnet hat. Die Bank stehe im Verdacht, im Zuge der Hypothekenkrise die Bilanzen geschönt und damit Anleger in die Irre geführt zu haben. Wegen desselben Tatbestands hat bereits die Börsenaufsicht SEC formelle Ermittlungen eingeleitet.

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