Irak-Lieferant betrügt USA
Der US-Konzern Halliburton hat schon öfter für negative Schlagzeilen gesorgt. Nun gerät eine ehemalige Tochterfirma ins Zwielicht. Sie hat für Aufträge im Irak Milliarden bezogen und dem Staat mehrere hundert Millionen Dollar Sozialabgaben entzogen.
Bis zum letzten Jahr war das Unternehmen Kellogg Brown & Root (KBR) eine Tochter des in der Öl- und Baubranche tätigen Mischkonzerns Halliburton. Es ist der grösste Vertragspartner der US-Armee im Irak und hat rund 16 Milliarden Dollar vom Staat erhalten. Das brachte KBR mehrfach ins Zwielicht, wegen angeblich überhöhter Rechnungen, oder weil Halliburton früher von Vizepräsident Dick Cheney geleitet wurde. Was den Verdacht aufkommen liess, die Firma habe die Irak-Aufträge ihren guten Beziehungen zu verdanken.
Nun werden neue Enthüllungen die Diskussion zusätzlich anheizen. Wie «Spiegel Online» mit Bezug auf die Zeitung «Boston Globe» berichtet, hat KBR mehr als 21 000 Mitarbeiter über Scheinfirmen angestellt, die auf den Cayman Islands registriert sind, einem Steuerparadies in der Karibik. Mehr als die Hälfte der Leute sind US-Bürger. Durch diese Praxis muss die Firma in den USA keine Sozialabgaben entrichten.
Pentagon wusste Bescheid
Das Verteidigungsministerium wusste offenbar schon seit 2004 darüber Bescheid, vergab seine Milliarden-Aufträge aber dennoch an KBR. Die Firma sei durch ihre Meldepraxis ein günstiger Anbieter, das spare amerikanische Steuergelder, verteidigte sich das Pentagon gegenüber dem «Boston Globe». Ein Argument, das in Washington für Kopfschütteln sorgt. «Wer keine Sozialversicherungsabgaben zahlt, entlastet die Steuerzahler nicht», sagte Senator John Kerry, der ehemalige demokratische Präsidentschaftskandidat. «Es bedeutet im Gegenteil Kosten für die Bürger – im Namen der Gier eines einzelnen Unternehmens.»
Die Rechnung ist einfach: Ohne Sozialabgaben haben die Mitarbeiter vielleicht einen höheren Lohn, dafür fehlen in Beitragsjahre bei der Rentenberechnung. Auch sind sie nicht gegen Arbeitslosigkeit versichert. Die Beschäftigten der Scheinfirmen wussten darüber offenbar nicht Bescheid. Eine Sprecherin von KBR gab gemäss dem Bericht zu, dass die Firmen auf den Cayman Islands gegründet wurden, «um gewisse steuerliche Verpflichtungen des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zu reduzieren».
No comment von Cheney
Die grösste dieser Scheinfirmen, die weder über Büroräume noch einen Telefonanschluss verfügen, wurde gegründet, als der heutige Vizepräsident Dick Cheney Chef von Halliburton war. Sein Büro im Weissen Haus wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.
(pbl)