Weitere US-Grossbank bankrott
Die Krise am US-Immobilienmarkt hat nun auch einen der grössten unabhängigen Hypothekenanbieter des Landes in die Pleite getrieben.
First Magnus Financial beantragte Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Erst vor einer Woche hatte First Magnus seine Kreditgeschäfte eingestellt. Das vor elf Jahren gegründete Unternehmen kündigte am Dienstagabend (Ortszeit) eine Liquidierung an. Es entliess bis auf 60 Angestellte alle seiner knapp 6000 Mitarbeiter.
«Wir sind traurig, dass First Magnus durch die umfassende und plötzliche Liquiditätskrise am Hypothekenmarkt in eine solche Lage geraten ist», erklärte Firmenchef G.S. Jaggi. Das in Tucson im Bundesstaat Arizona ansässige Institut war im ersten Halbjahr die Nummer 16 der US-Hypothekenbranche mit Baufinanzierungen im Volumen von mehr als 17 Mrd. Dollar.
First Magnus ist in allen 50 Bundesstaaten aktiv. Vor einer Woche hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt, wegen der zunehmenden Risikoscheu der Anleger keine Käufer für seine Hypothekenkredite mehr zu finden und daher die Kreditvergabe einzustellen. In seinem Insolvenzantrag ist von bis zu 50 000 Gläubigern die Rede.
Krise verschärft sich
In den vergangenen Wochen hat sich die Krise am Hypothekenmarkt rapide verschärft. Die gesamte Branche leidet unter einer steigenden Zahl von Zahlungsausfällen der Schuldner, nachdem die Zinslast gestiegen und zugleich die Häuserpreise nach einem jahrelangen Boom eingebrochen sind.
Dies macht Verkäufe der Hypothekenkredite an den Kapitalmärkten zunehmend schwieriger. Zudem werden Banken bei der Vergabe von Darlehen an Anbieter von Baufinanzierungen immer restriktiver. Die Folge: Dutzende Finanzinstitute haben sich 2007 von diesem Markt verabschiedet.
Auch die grösste US-Hypothekenbank Countrywide Financial ist von der um sich greifenden Krise betroffen und steckt in Liquiditätsnöten. US-Finanzminister Henry Paulson warnte unlängst, die Probleme am Immobilien- und Kreditmarkt seien noch lange nicht ausgestanden.
Spekulationen um Kurs der Fed
An den Märkten belastet die Angst vor einer Ausweitung der Krise auf die gesamte Finanzbranche und damit vor Engpässen bei der Kreditversorgung seit einiger Zeit die Kurse. Dies rief auch die Notenbank auf den Plan, die weltweit Milliardensummen ins Bankensystem pumpte.
Zudem senkte die US-Zentralbank (Fed) am Freitag den Diskontsatz um einen halben Prozentpunkt und verbilligte damit die Geldversorgung für die Geschäftsbanken. Dies trug zu einer Kurserholung an den Börsen bei.
Anleger spekulieren nun, ob die Fed ein weiteres Mal die Zinsschraube nach unten dreht, um die Märkte zu beruhigen. Derartige Hoffnungen trieben am Mittwoch auch die Aktienkurse weiter nach oben.
US-Senator Christopher Dodd hatte am Dienstagabend nach einem Gespräch mit US-Notenbankchef Ben Bernanke erklärt, dieser habe durchblicken lassen, er werde alle verfügbaren Mittel zur Beruhigung der Märkte einsetzen.
(sda)