Migros-Chef wettert gegen Aldi und Lidl

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«Der brutale Preiskampf»Migros-Chef wettert gegen Aldi und Lidl

Die Discounter Aldi und Lidl waren den ansässigen Detailhändlern schon ein Dorn im Auge, lange bevor sie die erste Schweizer Filiale eröffnet hatten. Migros-Chef Herbert Bolliger wirft ihnen nun «übles Verhalten» im «brutalen Preiskampf» vor. «Leider» werde dieser 2010 noch härter.

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rub

«Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm», den die deutschen Harddiscounter mit ihrem «brutalen Preiskampf» anrichteten, schimpft Bolliger im Interview mit der Zeitung «Sonntag». Am Ende müssten die Steuerzahler dafür zahlen. «Die Besitzer von Aldi und Lidl werden immer reicher und drücken auf Kosten der Produzenten und Mitarbeiter permanent die Preise.» Das sei «volkswirtschaftlich ganz übel».

Kurzfristig seien die Preissenkungen für die Konsumenten zwar positiv, aber langfristig verheerend: «Der brutale Preiskampf vernichtet ganze Unternehmen und Existenzen.» Insbesondere bei den Bauern werde «noch der letzte Cent rausgewürgt».

Auch für die Mitarbeiter sieht Bolliger Gefahren: In Deutschland hätten die Harddiscounter begonnen, «Angestellte mit festen Arbeitsverträgen rauszuwerfen und Leiharbeiter einzustellen, zu einem Stundenlohn von 7 Euro». Die Migros kann sich laut Bolliger der Preisdrückerei nicht entziehen: «Das schwappt auf die Schweiz über und ist eine ungesunde Entwicklung, die auch hierzulande volkswirtschaftliche Probleme verursacht. Aber was haben wir für eine andere Wahl, als die Preise ebenfalls zu senken?»

3 Prozent billigere Supermarktpreise

Die tieferen Preise sind es denn auch, die die Umsatzentwicklung bei der Migros 2009 gebremst haben. Bolliger: «Unser Umsatz wird etwa auf Vorjahresniveau sein, da die verkauften Mengen zwar höher sind, die Preise aber im Schnitt viel günstiger als letztes Jahr.» Die Teuerung sei im Supermarktbereich bei minus 3 Prozent. Vor einem Jahr seien es noch plus 2,5 Prozent gewesen.

«Diese Differenz von 5,5 Prozent können wir auch über mehr Menge nicht wettmachen», sagt Bolliger. Erfreulich: Der mit 84 000 Mitarbeitern grösste Arbeitgeber der Schweiz plant trotz der schwierigen Wirtschaftslage kein Stellenabbau-Programm.

Lidl baut weiter aus

Der von Migros-Chef Bolliger kritisierte Detailhändler Lidl baut derweil in der Schweiz kräftig aus – und will im Jahr 2010 rund 300 neue Arbeitsplätze schaffen, davon viele in Teilzeit. Lidl kündigt an, sein Filialnetz um 20 bis 30 Filialen zu erweitern. Mit jeder Filiale entstehen 15 bis 20 neue Arbeitsstellen, sagt das Unternehmen gegenüber «Sonntag».

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