Wirtschaftskrise bringt Pferde in Not

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Wirtschaftskrise bringt Pferde in Not

Die Wirtschaftskrise in den USA macht sich auch bei den Tierhaltern bemerkbar: Die Preise für Heu haben sich verfünffacht, Getreide ist doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Ein Pferd dagegen wechselt für nur 200 Dollar den Besitzer. Hochkonjunktur haben nur die «Killer-Buyers».

Antje Passenheim
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Hengst Exkalibur kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Er ist abgemagert, und sein verfilztes Fell spannt sich über seine hervortretenden Rippen. In verwahrlostem Zustand ist er auf einer Pferde-Notstation in den USA angekommen.

«Exkalibur ist eines der armseligsten Pferde, die wir je gerettet haben», sagt Tierschützerin Sue Mitchell. Sie gehört zum Team der «Days End Farm» in Woodbine im Bundesstaat Maryland. Hunderte solcher Stationen gibt es in den USA.

Hunderte warten auf Rettung

65 ausgesetzte oder ihren Besitzern weggenommene Pferde hat die «Days End Farm» aufgenommen. Die Farm, auf der Sue Mitchell mit acht anderen Angestellten und mehr als 1000 freiwilligen Helfern arbeitet, ist eine der grössten, mit Spenden finanzierten Pferde-Notstationen des Landes.

Die aufgenommenen Tiere werden aufgepäppelt und wenn möglich zur «Adoption» freigegeben. «Da draussen warten noch hunderte Leidensgenossen auf ihre Rettung», sagt Mitchell. «Es gibt in den USA inzwischen zu viele Pferde und immer weniger Menschen, die sie sich leisten können», klagt Farmgründerin Kathy Schwartz-Howe.

Das Problem aus ihrer Sicht: «Jeder darf hierzulande Pferde züchten - keiner kontrolliert, wie viele es bereits gibt und wer sich als Züchter eignet.»

Hartes Geschäft

Als die Rettungsfarm 1989 gegründet wurde, gab es im Pferdezuchtstaat Maryland zwei weitere Notstationen. Heute sind es etwa 40. «Jeden Tag rufen verzweifelte Menschen an, die ihren Job oder ihr Haus verloren haben und nicht mehr für ihre Pferde sorgen können», erzählt Kathy Schwartz-Howe.

Die Wirtschaftskrise in den USA macht sich bemerkbar. Zudem sei Pferdehaltung ein hartes Geschäft geworden: Heu kostet heute in einigen Staaten fünfmal so viel wie noch vor einem Jahr, die Ausgaben für Getreide haben sich verdoppelt und der Ölpreis klettert weiter.

Der Markt für Nutzpferde hingegen liegt brach: «Noch vor einem Jahr brachte ein durchschnittliches gesundes Pferd bei einer Auktion bis zu 1000 Dollar ein. Wer heute 200 Dollar verdient, hat Glück», sagt Schwartz-Howe. In Notstationen in Kentucky seien wegen überfüllten Ställen schon Pferde eingeschläfert worden.

Dazu kommt ein weiteres Problem: Auf Drängen von Tierschützern hat vergangenes Jahr die letzte amerikanische Pferdemetzgerei geschlossen. 2006 sind nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in den USA 140 000 Pferde geschlachtet worden und das Fleisch nach Asien und Europa exportiert.

«Mit einem Pferd, dass nicht mehr verwendbar war, konnte ich durchs Schlachten bis zu 700 Dollar verdienen», sagt Pferdezüchterin Sheila Harmon aus Idaho der Zeitung «USA Today». Heute müsse sie fast so viel bezahlen, um ein Pferd einschläfern und entsorgen zu lassen.

«Killer-Buyers»

Sue Mitchell von der «Days End Farm» sieht hingegen bereits einen neuen Trend: «Immer mehr Halter in Not versteigern ihre Pferde», sagt sie. «Sogenannte Killer-Buyers kaufen die Pferde für wenig Geld und bringen sie zum Schlachten nach Mexiko.»

Der Tierschutz-Standard werde in diesen Schlachthäusern nicht allzu gross geschrieben. Prominente Pferdeschützer wie der Schauspieler Paul Sorvino protestieren: «Bevor ein Cowboy sein Pferd essen würde, würde er vor Hunger sterben», sagte er TV-Sendern bei einem Protestmarsch in Washington.

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