Köppel verschuldet sich für «Weltwoche»-Kauf
Roger Köppel wird Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche». Er wird auf Anfang 2007 die Aktienmehrheit der neuen Weltwoche Verlags AG übernehmen.
Die Jean Frey AG behält eine Minderheitsbeteiligung von 40 Prozent.
Die «Weltwoche» ist schon heute ein Profitcenter innerhalb der Jean Frey AG, wie Verwaltungsratspräsident Martin Wagner am Freitag vor den Medien ausführte. Sie wird nun als Ganzes ausgegliedert. Über den Verkaufspreis werden keine Angaben gemacht.
Sämtliche Mitarbeitenden gehen laut Wagner an die neue Weltwoche Verlags AG (WW) über - sofern sie dies nicht ablehnen. Ab 1. Januar 2007 seien allfällige Strukturveränderungen dann Sache von Köppel.
Der bisherige «Weltwoche»-Chefredaktor Jürg Wildberger muss sein Amt, das er im September 2005 antrat, per sofort abgeben. Er stehe dem Jean Frey Verlag künftig für andere Aufgaben zur Verfügung, sagte Wagner. Im Herbst übernimmt Köppel die journalistische Verantwortung. Wann genau, sei noch unklar, sagte er. Interimistisch leitet Markus Somm die Redaktion.
Wie der Axel Springer Verlag mitteilte, übernimmt Thomas Schmid die Nachfolge Köppels als Chefredaktor der deutschen Tageszeitung «Die Welt». Er tritt sein neues Amt «zum frühest möglichen Zeitpunkt, spätestens am 1. Januar 2007» an. Der 60-Jährige ist heute Ressortleiter Politik der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».
Für die Jean Frey AG ändere sich abgesehen vom Verkauf der «Weltwoche» nichts, erklärte CEO Filippo Leutenegger. Es gebe keine Umstrukturierungsvorhaben. Verschiedene Leistungen wie etwa Druck oder Vertrieb seien bereits seit einiger Zeit ausgelagert.
Die Zentralen Dienste wie etwa IT werden aber weiterhin im Haus bleiben, und auch die Weltwoche Verlags AG werde nicht ausziehen. Die Nutzung dieser Dienste durch die neue WW wird in einem Dienstleistungsvertrag geregelt.
Der WW-Verwaltungsrat wird zumindest vorderhand aus zwei Personen bestehen: Martin Wagner und Roger Köppel. Präsident wird Wagner, der den 40-Prozent-Minderheitsanteil der Jean Frey AG vertritt. Köppel vertritt seine 60 Prozent.
Idee von Hauptaktionär Tettamanti
Die Zusammenlegung der publizistischen und kommerziellen Verantwortung für die «Weltwoche» war eine Idee von Jean-Frey-Hauptaktionär Tito Tettamanti, wie Wagner sagte. Der 41-jährige Köppel wurde dann als der geeignete Mann ausgewählt. Er war bereits zwischen 2001 und 2004 Chefredaktor der renommierten Wochenzeitung.
Die Personalunion entspricht laut Köppel ideal dem Wesen des Blattes als ausgesprochene Autorenzeitung und knüpft an die Gründungszeiten der «Weltwoche» an. Der neue Chef hat zwei Ziele, wie er sagte: eine «hervorragende Qualitätszeitung» zu machen und «wirtschaftlichen Erfolg» zu erlangen.
Der wirtschaftliche Erfolg sei für ihn persönlich eine existenzielle Frage. Für den Erwerb des 60-Prozent-Aktienanteils investiere er sein gesamtes privates Vermögen und verschulde sich zudem bei den Banken: «Ich bin zum Erfolg verdammt».
Rentabilität sei nicht in erster Linie die Motivation für den Verkauf der «Weltwoche» gewesen, sagte Jean-Frey-CEO Leutenegger. Es sei aber klar, dies diese «auch stimmen» müsse.
Er sei vor der Alternative gestanden, mit einem langfristigen Vertrag weiterhin Chefredaktor der «Welt» in Berlin zu bleiben, oder zum Unternehmer zu werden. In seiner neuen Funktion habe er nun viele Gestaltungsmöglichkeiten. «Ich freue mich extrem auf die Herausforderung», sagte Köppel. (sda)