Rekordversuch mit Ballon kläglich gescheitert

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Rekordversuch mit Ballon kläglich gescheitert

Pech ohne Ende für den französischen Abenteurer Michel Fournier: Der Heliumballon, der ihn auf 40 000 Meter Höhe bringen sollte, machte sich ohne ihn davon. Die Panne kostet mehrere hunderttausend Dollar und lässt den Abenteurer möglicherweise endgültig scheitern.

Ein erster Versuch war bereits am Montag wegen schlechten Wetters verschoben worden. Am Dienstag dann die technische Panne - und die ganze Welt schaute gespannt zu.

Der riesige Heliumballon, mit dem der 64-jährige französische Abenteurer Michel Fournier in die Stratosphäre aufsteigen wollte, machte sich unmittelbar vor dem Start selbständig und entschwand in den Himmel. Fournier erschien sehr enttäuscht, als er nach dem Fehlschlag aus seiner Kapsel kletterte und zum Hangar ging. Mitarbeiter aus seinem Team umarmten ihn.

Der 64-jährige Fournier hat den spektakulären Sprung zu seiner Lebensaufgabe gemacht und schon rund 20 Millionen Dollar in das Unternehmen gesteckt, bei dem er mit einem Spezialballon in die Stratosphäre aufsteigen und sich dann in die Tiefe stürzen will.

Challenger-Katastrophe

Eine Viertelstunde soll er unterwegs sein, mit 1500 Kilometern pro Stunde, die 1,7-fache Schallgeschwindigkeit erreichen und den freien Fall erst 6000 Meter über der Erde abbremsen, wenn er die Reissleine für seinen Fallschirm zieht.

Ähnlich wie bei Astronauten im All hätte vor dem Aussteigen aus der Kapsel ein Druckausgleich stattfinden müssen. Geplant war auch, dass Fournier einen speziellen Anzug trägt, um die Temperaturen von minus 100 Grad Celsius in der Absprungzone auszuhalten. In diesen Höhen drohen ausserdem Herzprobleme.

Der Hintergrund der Obsession hat durchaus seine Gründe: Fournier begann sein Projekt nach der «Challenger»-Katastrophe 1986, bei der einige Astronauten die Explosion des Shuttles überlebten, dann aber erst beim Aufprall im Meer gestorben sein sollen.

Die französische Regierung beschloss eine Versuchsreihe mit Sprüngen aus grosser Höhe, stieg aber kurz darauf aus. Die französische Regierung verweigerte ihm die Erlaubnis für den Rekordsprung wegen Sicherheitsbedenken. Fournier wich nach Kanada aus. Er hatte als Heeres-Fallschirmspringer mehr als 8600 Fallschirmsprünge absolviert. Er machte weiter. Auf eigene Faust.

Vier Weltrekorde geplant

Es gibt durchaus auch egoistische Gründe für die Mission: Fournier wollte mit seinem Sprung gleich vier Weltrekorde aufstellen: für den schnellsten freien Fall mit rund 1500 Stundenkilometern, für den längsten freien Fall, für die grösste Absprunghöhe und für die höchste Flughöhe eines Menschen in einem Ballon.

«Dieses Projekt ist eine grosse wissenschaftliche und menschliche Herausforderung», sagte Fournier. Warum er ein so grosses Risiko auf sich nehmen wollte, konnte er nicht erklären, fügte er hinzu. «Das ist mein Traum. Ich möchte ihn verwirklichen. Fragen sie mich nicht, warum.»

Rekordhalter Kittinger

Seine vorangegangenen Rekordversuche scheiterten, bevor sie richtig losgingen, an heftigem Wind, der seinen schwerfälligen Ballon bereits am Boden zerstörte. Zuletzt 2003 den Versuch den Rekord des US-Fallschirmspringers Joseph Kittinger einzustellen, der 1960 aus mehr als 31 000 Metern Höhe abgesprungen war.

Der 79-jährige Kittinger, ein pensionierter Luftwaffenoberst, hatte Fournier vor der Verschiebung des Rekordversuchs über den Radiosender CBC viel Glück gewünscht. «Sei ganz sicher, dass alles perfekt läuft, bevor du abhebst», schrieb er in einer E-Mail.

Alles war perfekt geplant. Und dann das: Plötzlich wurde, entgegen allen Plänen, der Ballon vom Winde verweht. Noch unklar ist, ob Fournier nochmals einen Versuch starten will. Der Franzose soll seine Finanzmittel bereits erschöpft haben. Der aus einem Spezialmaterial hergestellte, durchsichtige Ballon kostet rund 200 000 Dollar.

(SDA/AP)

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