Mythos AtlantisAtlantis auf Google Earth?
Ein auffälliges Muster auf dem Meeresboden, das auf Google Earth zu erkennen ist, hat Spekulationen ausgelöst, es handle sich um das legendäre Atlantis. Die Wahrheit — wie so oft — ist viel prosaischer.
Das Muster, das knapp sechshundert Kilometer nordwestlich der Kanarischen Inseln im Madeira-Becken liegt, ist nahezu perfekt rechteckig — und es ist gigantisch: Das unterseeische Gitternetz, das von dem Luftfahrttechniker Bernie Bamford entdeckt wurde, hat in etwa die Grösse von Wales, wie die britische Zeitung «The Sun» schreibt.
Die auf Google Earth deutlich erkennbaren Linien, die sich regelmässig und im rechten Winkel kreuzen, bilden ein schachbrettartiges Muster. Sollte es tatsächlich auch physisch so auf dem Meeresboden vorhanden sein, handelte es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein Artefakt; ein nicht auf natürliche Weise entstandenes Ding.
Ist es Atlantis?
Damit steht sofort eine Frage im Raum, die seit Jahrhunderten immer wieder gestellt wird und bisher noch keine befriedigende Antwort fand: Wo liegt Atlantis? Und: Handelt es sich bei der legendären versunkenen Stadt um einen Mythos oder um eine geschichtliche Tatsache? Und wenn letzteres zutrifft, sind diese merkwürdigen Gitterlinien auf dem Grund des Atlantiks dann die Überreste dieses mysteriösen Atlantis?
Charles Orser von der New York State University und laut «The Sun» «eine der führenden Autoritäten in Sachen Atlantis» nannte den Fund gegenüber der Zeitung «faszinierend». «Die Stelle ist einer der meist diskutierten Orte für die vermutliche Lage von Atlantis, wie sie von Platon beschrieben wird. Sogar wenn es sich als geographisches Phänomen herausstellen sollte, verdient die Sache mit Sicherheit eine genauere Untersuchung», sagte Orser.
Zahlreiche Hypothesen
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Atlantis gefunden wird. So wurde Atlantis beispielseise früher mit der Insel Helgoland in Verbindung gebracht. Andere Forscher sahen im Atlantis-Mythos eine Reminiszenz an die historisch tatsächlich stattgefunden habende Flutung des Schwarzmeer-Beckens, bei dem wohl eine vorgeschichtliche Kultur unterging. Ebenfalls oft genannt wird die griechische Insel Santorin, die bei einem gewaltigen Vulkanausbruch rund 1600 Jahre vor unserer Zeit teilweise versank. Beliebt ist auch die These, Atlantis habe sich vor der Südwestküste Spaniens im Atlantik befunden.
Die meisten Philologen und Archäologen gehen jedoch davon aus, dass Platons Bericht (siehe InfoBox) eindeutig als Fiktion zu verstehen ist, die allenfalls durch zeitgenössische Vorbilder inspiriert wurde. Somit ist es nach Ansicht dieser Wissenschaftler müssig, nach einem realen Atlantis zu suchen.
Nur ein Rechenfehler
Der Software-Entwickler Martin Strubel wies uns per Mail darauf hin, die beobachteten regelmässigen Linien seien «Artefakte, die bei der Interpolation der Echolot-Daten nicht richtig herausgerechnet wurden. Sie stellen den Fahrtverlauf der Schiffe dar, die die Sonarmessungen in einem relativ grobmaschigen Gitter vornehmen.»
Genau diese Erklärung wurde laut der britischen Zeitung «Daily Mail» auch von einer Google-Sprecherin vorgebracht. Es sei wohl wahr, meinte die Pressesprecherin, dass durch Google Earth eine Reihe von erstaunlichen Entdeckungen gemacht worden seien, so ein Urwald in Mosambik oder die Überreste einer römischen Villa. «In diesem Fall hingegen sehen die User ein Artefakt des Datensammlungs-Prozesses.» Bathymetrische (Meeresboden-topographische) Daten würden oft von Schiffen mit Sonarausrüstung erhoben.
Bei der — in der Regel automatischen — Verrechnung verschiedener Datensätze kann es dann zu typischen Fehlern kommen. Die Linien des Gitternetzes zeigen somit den Weg, den die Schiffe bei der Kartographierung des Meeresbodens zurückgelegt haben.
(dhr)
Atlantis
(altgriech.: Atlantis nesos, «Insel des Atlas») ist ein mythisches Inselreich, das der antike griechische Philosoph Platon (427 - 347 v. Chr.) in seinen um 360 v. Chr verfassten Dialogen «Timaios» und «Kritias» beschrieb.
Platon schilderte Atlantis als Seemacht, die auf einer Insel «jenseits der Säulen des Herakles» lag und grosse Teile Europas und Afrikas beherrschte. Um 9600 v. Chr. sei das Inselreich dann einer Naturkatastrophe zum Opfer gefallen und innerhalb «eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht» untergegangen.
(Quelle: Wikipedia.org)