Attentat in ZugWunden sind noch nicht verheilt
Heute in einer Woche jährt sich das Attentat von Zug zum zehnten Mal. Tino Jorio musste hautnah miterleben, wie im Parlamentsgebäude 14 Personen erschossen wurden. Verarbeiten konnte er das schreckliche Ereignis noch immer nicht.
Tino Jorio, Landschreiber des Kantons Zug, war vor zehn Jahren im Kantonsratssaal, als der Attentäter Friedrich Leibacher 14 Personen erschoss.
Im Anschluss an dieses tragische Ereignis übernahm er die Leitung eines Betreuungsteams für Angehörige der Opfer und Überlebende. «Ich dachte, dank dieser Aufgabe könne ich die schrecklichen Geschehnisse verarbeiten», erzählt Jorio. Doch das Schicksal wollte es anders: Der 61-Jährige verbrachte seine Sommerferien ausgerechnet in Norwegen, als Anders Breivik auf der Insel Utøya über 70 Personen erschoss. Seither kommen die Erinnerungen an das Attentat von Zug regelmässig wieder hoch. «Ich sehe immer wieder Blut, die Verwundeten und die Toten vor mir, zudem höre ich die Schreie im Saal», sagt Jorio mit zitternder Stimme. «Als ich damals den ersten Schuss hörte, ging ich in Deckung. Ich konnte weder denken noch fühlen», erinnert er sich.
Vergeben konnte er dem Täter bis heute nicht. «Ich habe immer noch eine riesige Wut in mir.» Er hofft nun, dass er mit dem zehnten Jahrestag das Kapitel abschliessen kann – bis Ende September sollte der letzte juristische Fall eines Überlebenden abgeschlossen sein. Jorio wird anschliessend in Pension gehen.