«Die Handgranate gehört einem Kollegen»

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Schaffhausen«Die Handgranate gehört einem Kollegen»

Jetzt spricht die Mutter des Restaurant-Besitzers, bei dem eine Handgranate gefunden wurde: Das Vorgehen der Polizei sei viel zu hart und rücksichtslos gewesen. Und: Der Sprengkörper gehöre einem Bekannten.

Annette Hirschberg
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Annette Hirschberg

Katarina Trtica (60) ist entsetzt: Lange habe sie zuerst draussen vor ihrem Restaurant in der Kälte warten müssen, während die Beamten Gebäude und Nebengebäude durchsuchten. Danach habe sie sich auf dem Polizeiposten nackt ausziehen müssen. Zahlreiche anwesende Gäste seien in Handschellen abgeführt worden. Sie seien jetzt noch völlig verstört.

Denn in der Nacht auf Samstag hatte eine Sondereinheit das Restaurant Schönenberg, das Trticas Sohn betreibt, gestürmt (20 Minuten Online berichtete). Drinnen feierte die Familie mit Freunden den Geburtstag der Schwiegertochter. Bei der Polizei hatte sich ein anonymer Anrufer gemeldet, der angab, ein schwer bewaffneter Mann befinde sich in dem Restaurant und es gehe um «Leben und Tod». Zehn Personen wurden zur näheren Überprüfung festgenommen. Zwei Personen – darunter Trticas Sohn – sind weiterhin in Untersuchungshaft. Bei der Hausdurchsuchung fanden die Beamten eine Handgranate und eine Pistole.

Verhaftete wurden verletzt und müssen Beruhigungsmittel nehmen

«Aber die Handgranate gehört gar nicht uns», sagt Katarina Trtica. Ein Kollege aus Winterthur habe ihnen vor Wochen einen braunen Sack gegeben, zur Aufbewahrung in der Garage. Er habe ihn dann später einem Kollegen nach Serbien bringen wollen, offenbar zum Basteln. «Dass darin eine Handgranate ist, wusste ich nicht.» Am Sonntag sei sie deshalb mit dem Kollegen bei der Polizei gewesen. «Dort hat er alles erzählt.» Ihr Sohn sitzt aber weiterhin in Untersuchungshaft. Besonders empört ist die Restaurantbetreiberein über das Verhalten der Polizei. Sie sei allen gegenüber sehr hart aufgetreten. «Einer meiner Gäste ist wegen den Handschellen am Arm verletzt, viele sind geschockt, müssen Beruhigungsmittel nehmen», so Trtica.

Die Enkelkinder sind völlig verstört

Schlecht gehe es auch den beiden Enkelkindern (4 und 9). Sie schliefen in der Wohnung über dem Restaurant, als maskierte Polizisten diese durchkämmten. «Sie fingen an zu schreien und wir durften nicht einmal zu ihnen», sagt die ältere Frau. Schwiegertochter Ines, deren 30. Geburtstag am Freitagabend gefeiert wurde, erzählt erschüttert, wie der jüngere ihrer Söhne aus Angst am ganzen Körper anfing zu zittern. «Dann musste er erbrechen.» Auch drei Tage nach dem Vorfall sei er immer noch völlig verstört.

Die Schaffhauser Polizei will Katarina Trticas Angaben zur Handgranate nicht kommentieren: «Unsere Ermittlungen laufen noch», sagt Pikett-Chef Peter Huber. Und: Offenbar sei niemand der anwesenden Personen bewaffnet gewesen, das Vorgehen sei aber üblich bei so einem Verdacht.

Sichergestellte Waffen in der Schweiz

Das Bundesamt für Polizei führt eine «Datenbank über den Entzug und die Verweigerung von Bewilligung und die Beschlagnahme von Waffen (DEBBWA)». Laut dieser wurden bisher in der Schweiz 16’921 Waffen erfasst. Eine Handgranate wurde bisher nicht sichergestellt dafür unter anderem: 2'520 Faustfeuerwaffen (Pistolen, Revolver); 809 Handfeuerwaffen (Büchsen, Flinten, Karabiner, Sturmgewehre usw.); Seriefeuerwaffen: 110.

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