«Es ist mir peinlich!»

Aktualisiert

Amok-Alarm in Schaffhausen«Es ist mir peinlich!»

Der Arbeitslose, der Anfang Woche in Schaffhausen für Panik sorgte, ist ein Waffennarr. Der Vorfall sei eine Verkettung unglücklicher Zufälle, erklärt er gegenüber 20 Minuten Online.

H.-L. Hardmeier
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H.-L. Hardmeier

«Amok-Alarm in unserer Schule», schrieb eine Schaffhauser Schülerin am Montag auf Facebook. Die Stadt war in Panik. Drohte am Munot ein Blutbad wie 1999 im amerikanischen Columbine oder 2009 im deutschen Winnenden? Passanten hatten die Polizei alarmiert, weil ein bewaffneter Mann in der Nähe der Kantonsschule mit einer Pistole hantiert hatte.

Die Behörden reagierten sofort: Schüler und Lehrer wurden angewiesen, in den Schulzimmern zu bleiben. Bewaffnete Polizisten in Schutzwesten gingen in Stellung. Wenig später wurde ein 23-jähriger Schweizer festgenommen, der eine Schreckschusspistole, einen Teleskop-Schlagstock und einen Pfefferspray auf sich trug.

«Ich bin ein Waffennarr»

20 Minuten Online hat mit dem mutmasslichen Amokläufer, der nur 24 Stunden später wieder auf freiem Fuss war, gesprochen. Nach seiner Darstellung handelt es sich bei dem Vorfall um eine Verkettung unglücklicher Zufälle.

«Ich bin ein Waffennarr», sagt E.S. Über dubiose Kanäle hat der arbeitslose Barkeeper in Deutschland eine Pistole erworben. Im Wäldchen an der Hochstrasse füllte er das Magazin mit Platzpatronen und probierte die Waffe aus. Danach ging er zu seinem Vater, der in der Nähe der Kantonsschule wohnt.

«Ich möchte mich bei allen entschuldigen»

«Im Bus ist mir das Magazin rausgerutscht. Als ich es an der Bushaltestelle wieder einsetzte, muss ich beobachtet worden sein», erzählt E.S. Als er vom Haus seines Vaters in Richtung Bahnhof lief, wurde er von der Polizei überwältigt. Doch warum trug er die Waffen auf sich? «Ich wollte mich im Wald abreagieren. Den Pfefferspray trage ich zum Selbstschutz», so E.S. Und der Schlagstock? «Dazu sage ich nichts!»

E.S. versetzte Schaffhausen in Panik. Die Quittung dafür bekam er im Gefängnis: «Die U-Haft war heftig. Das riss an meiner Psyche. Niemand wusste, wo ich war.» Nach der Freilassung gibt er sich geläutert: Er habe Verständnis für die Aufregung und finde es richtig, dass man ihn in Haft genommen hat. Schliesslich sehe seine Waffe täuschend echt aus. «Ich habe einen Scheiss gemacht und bin sicher nicht stolz auf meine Tat. Im Gegenteil. Es ist mir peinlich. Ich möchte mich bei allen Schülern, Lehrern, Polizisten und der Bevölkerung entschuldigen», sagt er.

Läuft noch ein anderes Strafverfahren?

Patrick Caprez von der Schaffhauser Polizei ist froh, dass die Geschichte glimpflich ausging: Der Mann habe zu keiner Zeit eine Bedrohung für die Bevölkerung dargestellt. Dass der Bewaffnete harmlos sei, habe man aber vorher nicht wissen können. «Wir haben richtig reagiert.» Allerdings betont der Polizeisprecher, dass die Behörden nie das Wort Amok verwendet hätten. «Wir sprachen immer von einem bewaffneten Mann. Die Amok-Theorie wurde von den Medien aufgebauscht.»

Wie es mit E.S. nun weitergeht, ist noch unklar. Er wird sicher wegen illegalen Waffenbesitzes und unerlaubten Tragens von Waffen angezeigt. Zudem hat er eine verbotene Waffe in die Schweiz eingeführt. Angeblich läuft auch noch ein anderes Strafverfahren gegen ihn. Über dessen Gegenstand war aber nichts in Erfahrung zu bringen.

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