FDP-Frauen: «Wir lassen uns nicht hinter den Herd verbannen»
Mütter sollen zu Hause bleiben! Mit dieser Einstellung hat Ueli Maurer viele Frauen vor den Kopf gestossen – auch die FDP Frauen Kanton Zürich. Bekommt er ihre Stimmen trotzdem? Die Präsidentin der FDP Frauen gibt im Interview mit 20minuten.ch Auskunft.
«Es ist schlecht, wenn Mütter arbeiten und sich der Staat um die Kinder kümmern soll», liess SVP-Präsident Ueli Maurer im März via Sonntagspresse verlauten. Er hätte lieber Mütter zu Hause als Frauen, «die in Bern das grosse Wort führen».
Mit dieser Einstellung hat er nicht nur den geballten Zorn linker Politikerinnen auf sich vereint. Auch im Lager der FDP-Frauen büsste er Sympathien ein. So haben sie sich an der Delegiertenversammlung der FDP wegen «gesellschaftspolitischen Fragen» ursprünglich klar gegen ein Bündnis mit der SVP im Ständeratswahlkampf ausgesprochen.
Auch beim zweiten Wahlgang wird die Haltung der FDP massgeblich über den Ausgang mitentscheiden. Barbara Angelsberger, Präsidentin der FDP Frauen Kanton Zürich, gibt im Interview mit 20minuten.ch erste Einschätzungen über das Wahlverhalten der FDP Frauen.
Frau Angelsberger, ist SVP-Ständeratskandidat Ueli Maurer für die FDP-Frauen überhaupt wählbar?
Barbara Angelsberger: Die FDP Frauen des Kantons Zürich haben an ihrer letzten Generalversammlung die Unterstützung von Ueli Maurer abgelehnt. Das war nachdem die SVP ihren ursprünglichen Ständeratskandidaten Hans Geiger zurückgezogen und Maurer aufgestellt hat. Wir wollten Maurer nicht ins Stöckli wählen. Als dann an der Delegiertenversammlung der FDP Kanton Zürich darüber abgestimmt wurde, welcher Kandidat von der Partei unterstützt werden sollte, sind wir FDP-Frauen mit unserem Antrag unterlegen. Seither sind wir in dieser Angelegenheit nicht mehr öffentlich aufgetreten.
Also wollen Sie Ueli Maurer nach wie vor nicht unterstützen?
Jetzt ist die Ausgangslage anders. Für den Vorstand der FDP-Frauen ist Verena Diener schlichtweg nicht wählbar.
Warum ist Frau Diener nicht wählbar?
Weil sie weder bürgerliche Ansichten vertritt, noch durch ihren Kurs als Zürcher Regierungsrätin zu überzeugen vermochte. Sie findet daher keine Unterstützung im Vorstand und ich kann auch davon ausgehen, dass eine Mehrheit der FDP-Frauen Verena Diener nicht wählen wird.
Wie werden die FDP-Frauen gemäss Ihren Einschätzungen wählen?
Die Hälfte wird wohl zähneknirschend für Ueli Maurer einlegen, die andere Hälfte gibt vermutlich keine Stimme ab. Schlussendlich lassen wir uns sicher nicht von Herrn Maurer hinter den Herd verbannen. Die FDP-Frauen sind selbstbewusst genug, um zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten wollen.
Und welchen Einfluss hat der Umstand, dass Ulrich Schlüer im Nationalrat auf Ueli Maurers Sitz nachfolgen wird?
Wir werden nicht auf die Wahl Maurers verzichten, nur weil Schlüer nachrückt. Das darf man nicht durcheinander bringen. Aber wenn ich der SVP Kanton Zürich einen Tipp geben darf: Schlüer soll seinen Sitz an Hans Egloff abtreten. Ich bin überzeugt, dass sich das positiv auf das Stimmverhalten auswirken würde. Es wäre ein gutes Zeichen der SVP. Aber das bringt wohl niemand fertig. Wenn Schlüer den Sitz behalten möchte, dann kann er das. Gewählt ist gewählt.
Tina Fassbind, 20minuten.ch