Aggressive Mädchenbande in Winterthur

Aktualisiert

Prügel am hellichten TagAggressive Mädchenbande in Winterthur

Einer Gruppe von vier Mädchen passte das Gesicht der 18-jährigen Maja nicht. Sie verprügeln die junge Frau im Winterthurer Einkaufszentrum Neuwiesen am hellichten Tag. Die Passanten schauen zu. Der Jugenddienst spricht von einem Einzelfall, die Mutter von einer regelrechten Prügelnormalität.

von
Rupen Boyadjian

«Schau mich nicht an, ich bin zu schön für dich!», schrie das Mädchen. Offensichtlich war Maja (alle Namen geändert) gemeint. Sie und ihre zwei Kolleginnen sehen sich jedenfalls plötzlich einer Viererbande Mädchen gegenüber. Zur Strafe fürs Glotzen fordern die Anführerin und ihre drei Begleiterinnen Maja und ihre Freundin Leonie auf, für ein Handy-Bild Modell zu stehen, «weil sie so komisch aussehen». Als sich Maja und Leonie weigern, setzt es unmittelbar beim rege besuchten Hintereingang des Einkaufszentrums Neuwiesen Prügel.

Eine hält Leonie in Schach. Sie kann Maja deshalb nicht helfen, während die anderen sie mit Schlägen traktieren. Majas zweite Begleiterin hat das Weite gesucht.

Zur Mittagszeit am Freitag vor einer Woche sind zahlreiche Passanten unterwegs. Niemand hat eingegriffen oder wenigstens den Sicherheitsdienst alarmiert, erzählt Maja später ihrer Mutter. Noch am selben Tag erstatten sie und ihre Kollegin Anzeige.

Zwei der mutmasslichen Täterinnen sind bekannt

Der Winterthurer Polizeisprecher Peter Gull bestätigt gegenüber 20 Minuten Online auf Anfrage den Eingang der Anzeige. Zwei Mädchen der Viererbande sind bekannt. Die eine sei 18 Jahre alt, die andere 16. Gibt es schon etwas zum Tathergang zu sagen? «Die Mädchen werden zu einer Befragung aufgeboten», erklärt der Sprecher.

Zu Majas Verletzungen gibt es Folgendes zu sagen: Sie hat heftige Prellungen erlitten. Weil sie immer noch Rückenschmerzen hatte, ging sie am Dienstag zum Arzt und dann noch einmal zur Polizei, um die Verletzungen fotografieren zu lassen. Tiefer sitzt der Schock. Maja musste psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

Bekannte Schlägerinnen, aber kaum Anzeigen wegen Prügeleien

Laut Marcel Bischof vom Jugenddienst der Winterthurer Stadtpolizei habe die Gewalt unter jungen Frauen eher zugenommen. Alarmierend sei dies aber nicht. In diesem Jahr sei Majas Fall erst der zweite, der gemeldet wurde. Die Täterinnen seien oft dieselben und an einer Hand abzuzählen.

Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Die Polizei verzeichnete an die 50 Anfragen von Opfern, die sich über ihre Möglichkeiten informierten. Auch die Wahrnehmung von Majas Mutter sieht anders aus als das unproblematische offizielle Bild: «Winterthur ist nicht sicher, da kann die Polizei sagen, was sie will.» In Winterthur gäbe es einige Mädchenbanden, die andere belästigen und bedrohen. «Provokationen gehören ja schon fast zum Alltag», fasst sie die Erzählungen ihrer Töchter und deren Freundinnen zusammen. Die meisten Mädchen hätten Angst vor Racheakten der Banden. Deshalb komme es fast nie zu Anzeigen.

«Meine beiden Töchter gehen lieber nach Zürich in den Ausgang», fügt Majas Mutter an. Zürich sei sicherer. Ausserdem ist sie überzeugt, dass dort auch die Zivilcourage zum Eingreifen bei Schlägereien grösser sei.

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