Muezzin-Gesang – doch das Grossmünster bleibt im Dorf
Polizeieinsatz beim Grossmünster: Gestern Abend schallte Muezzin-Gesang vom Kirchturm herab und erschreckte die Zürcher.
Und plötzlich wurde die Stille am zwinglianischen Grossmünster zerrissen. Ohrenbetäubender Muezzin-Gesang schallte um 17.30 Uhr von oben herab. Brave Kirchgänger zogen verschreckt den Kopf ein, Passanten schauten neugierig gen Himmel: «Was zur Hölle ist da los», schmetterte einer dem Gebetsruf entgegen? Minuten später kam die Polizei angefahren. «Wir konnten nichts finden», sagt Stadtpolizei-Sprecherin Susann Birrer am Abend.
Gleiche Szenen spielten sich gestern auch in St. Gallen und am Montag in der Berner Münsterkirche ab. Die Lärmquelle – ein Tonband mit Megaphon – ist in der Hauptstadt aber schnell gefunden und von der Polizei konfisziert worden. «Einige haben gefragt, ob die Kirche jetzt eine Moschee sei», sagt Infochefin Henriette Urser. Sie vermute Islamisten hinter der Aktion, die provozieren wollten.
Gestern Abend hatte das Spekulieren um eine potenzielle feindliche Übernahme der christlichen Gotteshäuser bereits ein Ende. Der Verursacher – ein Schweizer Künstler* – outete sich und erklärte die Motivation seines Handelns: «Die Diskussionen um ein Minarett-Verbot finde ich masslos übertrieben.» Mit der Installation habe er Verwirrung stiften wollen, um nachher die Auflösung zu liefern: «Wenn schon, sollten die Stimmungsmacher Angst vor den Künstlern haben.»
Alexandra Roder
*Name der Red. bekannt