Hardturm-BesetzungBrot & Äktschen statt Trix und Flix
Pfadilager-Stimmung herrschte am frühen Nachmittag im abgewrackten Zürcher Hardturmstadion. Die Linksaktivisten, die am Freitagabend das Stadion in Beschlag nahmen, wollen sich an den Auszugstermin Sonntagabend halten, wie sie in einer Medienkonferenz mitteilten.
Auf 13 Uhr sind die Medien zu einem Augenschein geladen. Bei eingeschränker Pressefreiheit allerdings: «No Fotos» prangt gross auf einem Schild beim Stadioneingang. Immerhin: Unter Aufsicht dürfen Fotografen und Kameraleute schliesslich doch Aufnahmen machen.
Den Medien stellen sich zwei mit Zipfelmützen verhüllte Aktivisten - wohl eine Persiflage auf die Euro Maskottchen Trix und Flix - und der «PR-Manager», der sich mit angeklebtem Schnauz und grosser Sonnenbrille unkenntlich gemacht hat - ein Hauch Konspirations-Romantik muss sein:
«Die Vorschriften an der Euro 08 glichen beinahe denen eines faschistischen Regimes. Die «Brotäktschen» ist eine Gegenaktion. Wir wollen zeigen, dass man einen kultureller Anlass auch ohne übertriebene Sicherheitsvorkehrungen, Eintrittspreise und Kleidervorschriften durchführen kann», erklärt der vermummte Aktivist an der heutigen Pressekonferenz. Es sei auch ein Protest gegen die allgemeine Tendenz der Stadt, alternative Kultur immer weniger zu unterstützen. Die «Brotäktschen» dauert noch bis am Sonntag, was danach passiert ist unklar. «Wir hoffen aber, dass die Aktion etwas bewirkt.» Über weitere Aktionen möchten die Besetzer keine Auskunft geben.
Die Aktivisten bitten die Medienschaffenden keine Fotos zu machen, auf denen Leute erkannt werden könnten. Gegen die Vorwürfe einer Journalistin, das gleiche den Vorschriften der Uefa, wehren sich die Aktivisten: «Es ist immer noch eine illegale Aktion und wir müssen mit einer Strafverfolgung rechnen. Zudem sind wir eine sehr grosse Organisationsgruppe und möchten verhindern, dass sich jemand in den Vordergrund stellt.»
Polizei wird kritisiert
Die Aktivisten kritisierten das harte vorgehen der Polizei: «Es ist ein Wunder, dass niemand schwer verletzt worden ist. Das Gummigeschoss wurde aus nur zwei Meter Entfernung abgefeuert.» Eine Vermittlerin wurde verhaftet und nach zwei Stunden wieder freigelassen. Der verhaftete Fotograf Klaus Rózsa wurde nach anderthalb Stunden wieder freigelassen, er erwägt eine Strafanzeige gegen die Polizei. Erst nach Verhandlungen mit dem Sicherheitsdienst der Stadtpolizei Zürich beruhigte sich die Situation.
Am Wochenende finden diverse Veranstaltungen im Hardturm-Stadion statt. Heute gibt es ein Wagenrennen, diverse Konzerte, ein Jöggeli-Turnier mit einem selbstgebauten, überdimensionalen Kasten, indem Menschen anstatt Figuren an den Stangen stehen, Soundsystems, eine Bastelecke für Kinder und vieles mehr.