Brandsätze gegen Autos und Polizisten

Aktualisiert

Brandsätze gegen Autos und Polizisten

An der unbewilligten Nachdemo zum offiziellen 1.-Mai-Umzug in Zürich zerstörten hunderte meist sehr junge Chaoten alles, was ihnen in den Weg kam. 14 Menschen wurden verletzt. Die Polizei hat rund 100 Randalierer festgenommen.

Kurz nach 14.00 Uhr hatten rund 400 Menschen das Kanzleiareal verlassen und sich zu einem Demozug formiert. Dieser zog vorerst durch den Kreis 4; es blieb aber zunächst weitgehend friedlich. Laut der Zürcher Stadtpolizei kam es zu vereinzelten Sachbeschädigungen, die Polizei hielt sich in der Folge im Hintergrund.

Zu Ausschreitungen kam es dagegen kurz vor 15.30 Uhr, als erneut eine grössere Gruppe das Kanzleiareal verlies. Durch Sympathisanten und Schaulustige schwoll der Zug rasch auf eine Grösse von 500 bis 600 Personen an. In der Folge kam es zu massiven Sachbeschädigungen. So wurde die grosser Zerstörungswut an diversen Scheiben und an einer Autogarage ausgelassen, wo ein Fahrzeug angezündet wurde.

Die Polizei setzte Wasserwerfer, Gummischrot und Reizgas ein. Bei zwei Einkesselungsaktionen seien insgesamt 250 bis 300 Personen vorübergehend eingeschlossen und überprüft worden, sagte Stapo-Einsatzleiter Jürg Zingg. Viele von ihnen seien Schaulustige gewesen.

Chaoten als Festverderber

In der Folge verlagerten sich die Auseinandersetzungen ins Gebiet rund um den Helvetiaplatz, wo die Musikdarbietungen im Rahmen des offiziellen 1. Mai-Anlasses wie vorgesehen um 16.00 Uhr zu Ende gegangen waren.

Während längerer Zeit wurde die Polizei rund um den Platz immer wieder mit Wurfgegenständen und auch Brandsätzen angegriffen, so dass Gummischrot und Reizstoff eingesetzt werden mussten, um die Krawallmacher zurückzudrängen. Der unfreiwillige Regenguss am ansonsten strahlend sonnigen Tag verdarb den noch Anwesenden die 1.-Mai-Feier.

Nach 18.00 Uhr beruhigte sich die Situation im Kreis 4 langsam. Laut Polizei kann der angerichtete Sachschaden noch nicht beziffert werden. Er soll in die Hunderrtausende von Franken gehen.

In einer Mitteilung vom Abend bezeichnete der «Revolutionäre Aufbau» diese Vandalenakte als «gezielte Angriffe gegen Einrichtungen des Finanzkapitals und des bürgerlichen Staates». Obwohl es «zu einigen Verhaftungen» gekommen sei, sei der 1. Mai in Zürich «ein Erfolg» gewesen.

Kritik an Gaffern

Die Zürcher Polizeidirektorin Esther Maurer zeigte sich befriedigt über die hohe Zahl der Verhaftungen. Es gehe darum, gewaltbereite Menschen zu deanonymisieren, sagte sie. Traurig sei, dass auch kleine Gewerbebetriebe von den Sachbeschädigungen massiv betroffen worden seien.

Begleitet wurde der Saubannerzug von hunderten Schaulustigen. Es sei unverständlich, sagte Maurer, dass so viele Leute bei den Vandalenakten zugesehen hätten und mit den Randalierern mitgelaufen seien. Ganze Familien mit Kindern und Kinderwagen seien dabei gewesen. Sie hätten sich unter die Aktivisten gemischt und damit der Polizei das Eingreifen erschwert.

Bei dem Einsatz waren drei Polizisten leicht verletzt worden. Insgesamt elf weitere Menschen, die an den 1.-Mai-Anlässen teilgenommen hatten, wurden ins Spital gebracht. Darunter befinden sich auch die sechs Verletzten einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppierungen aus Sri Lanka am frühen Nachmittag (Story).

Krawall-Touristen

Die Auseinandersetzungen werden von zahlreichen Zaungästen beobachtet. Mit dabei sind viele Jugendliche, die - aus Kleidung zu schliessen - keineswegs zum «Schwarzen Block» gehören, aber offenbar den Nervenkitzel suchen: Schon zuvor auf dem Zerstörungszug rannten sie mit, zücken ihre Handys und fotografierten, was die Vermummten zertrümmert hatten.

Zur «Nachdemo» aufgerufen hatte wie üblich der «Revolutionäre Aufbau». Die aufgrund ihrer Kleidung auch «Schwarzer Block» genannten Linksautonomen waren schon im offiziellen Umzug mitmarschiert. Dort war es aber zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen.

(Videos: 20minuten.ch-Reporter Maurice Thiriet)

ap/sda

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