Schweizer Arzt seit einem Jahr in U-Haft

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Tunesien / SchaffhausenSchweizer Arzt seit einem Jahr in U-Haft

Traurige Weihnachten: Seit einem Jahr sitzt ein Schaffhauser Arzt (70) in Tunesien im Gefängnis – unschuldig, wie vermutet wird. Am Mittwoch steht er zum vierten Mal vor Gericht.

Désirée Pomper
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Désirée Pomper

Weihnachten verbrachte der renommierte Schaffhauser Onkologe M.S.* dieses Jahr fernab der Heimat in einem tunesischen Gefängnis. Seit einem Jahr sitzt der 70-jährige Arzt dort in U-Haft. Und dies offenbar unschuldig, wie ein Insider aus Diplomatenkreisen vermutet. Heute steht S. zum vierten Mal vor Gericht. Der rüstige ­Senior, der regelmässig nach Tunesien in die Ferien reiste, wurde Opfer einer Massen­verhaftung: Die tunesische Polizei hatte einen internationalen Schmugglerring auf­fliegen lassen, der mit wertvollen archäologischen Objekten wie Statuen und antiken Gefäss­keramiken handelte. 56 Personen wurden verhaftet – mehrheitlich Tunesier, aber auch ein Brite, ein Franzose und der Schweizer S. «Es ist davon auszugehen, dass S. im guten Glauben entsprechende antike Objekte gekauft hat», sagt der Insider. Die Polizei sei auf ihn aufmerksam geworden, weil er wohl auf der Kundenliste gestanden sei.

Dass S. nach einem Jahr noch immer in U-Haft sitzt, ist für Amnesty International ein Grund zur Sorge: «Leider sind unfaire Gerichtsverfahren in Tunesien nicht aussergewöhnlich», sagt Sprecher Daniel Graf. Es gibt aber auch optimistische Stimmen: «Es besteht Hoffnung, dass S. in den nächsten Wochen freikommt», sagt der Insider.

In Schaff­hausen ist die Anteilnahme am Schicksal des verdienten Einwohners gross. Die Frau eines Zunftfreundes erklärt: «Wir sind in Gedanken immer bei ihm.»

*Initialen geändert

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