Stillende Mütter: «Wir lassen uns nicht verscheuchen»
Aufmarsch zum grossen Protest-Stillen: Eine Gruppe von rund 20 Müttern stürmte gestern mit ihren Kindern die trendige Lakeside-Lounge.
Kurz vor 16 Uhr wälzte sich gestern die fröhliche Prozession lärmender Babys und Kinderwagen vor sich herschiebender Mütter Richtung See. Ihr Ziel: die Lakeside-Lounge. Ihre Mission: «Mal schauen, wie die dort reagieren, wenn wir alle gleichzeitig auspacken», sagt Initiantin Yasmin Y. und stemmt die Faust in die Hüfte.
Den Zorn der Mütter hatte das In-Lokal mit Seeanstoss auf sich gezogen, als kürzlich eine Mutter von der Terrasse geschickt worden war, weil sie ihrem Baby die Brust gab.
Punkt 16 Uhr wurden also gestern die ersten T-Shirts gelupft – nicht lange gings, da nuckelten zahlreiche Babys zufrieden am Busen der Mütter. «Damit wollen wir ein Zeichen setzen. Wir lassen uns nicht verscheuchen», sagt Yasmin Y., während sich ein Lakeside-Mitarbeiter nähert und eine Begrenzungskordel um die Mami-Lounge zieht: «Zur Sicherheit, für die Kinder», sagt er freundlich.
Sind Kinder nun plötzlich willkommen? «Waren sie schon immer», lässt sich Lakeside-Direktor Emmerich Scheiber zitieren. Stillen sei doch heute salonfähig. Die Mütterfraktion zeigt sich nur bedingt zufrieden: «Mir wurde klargemacht, dass wir um 17 Uhr gehen müssen oder umgesiedelt werden», sagt Yasmin Y. und ergänzt, während sie das Gesicht verächtlich verzieht: «Dann müssen wir wahrscheinlich für die Cüpli-Kunden Platz machen.»
Alexandra Roder